DER RECHTE RAND : Applaus von den Nachbarn
Auf dem Markplatz war die NPD nicht willkommen: Laut war am vergangenen Samstag der Protest im mecklenburgischen Güstrow. Als rund 350 Neonazis vor dem Rathaus ihre Kundgebung abhielten, wehten über ihren Köpfen Transparente mit dem Slogan „Bunt statt Braun“ im Wind. „Das hat die sehr gestört“, sagt der Erste Stadtrat Andreas Brunotte (CDU). Etwas verstimmt haben dürfte die NPD auch der Gegendemonstrant Siegfried Rau, indem er ihr „offenes Mikrophon“ nutzte: Er sei „von ganzem Herzen gegen die NPD“ und deren Politik sei „menschenverachtend“ und „unerträglich“. Udo Pastörs, Fraktionschef im Landtag, giftete „Philanthrop“ und „Schwadroneur“ zurück.
Brunotte ist zufrieden: An die 200 Menschen hätten sich an dem Protest gegen den rechten Aufmarsch beteiligt. Erfreulich fand aber offenbar auch die NPD ihren Umzug: „Einige Bürger schlossen sich an, zeigten ihre Zustimmung am Wegesrand.“ Das ist nicht nur Propaganda: An der Route vom Bahnhof zum Marktplatz war kein Protest zu bemerken. Vielmehr zeigte sich das Milieu um die rechtsextreme Subkultur: Halbe Supermarktbelegschaften nahmen wie zahlreiche Passanten gern Flugblätter entgegen. In den Rechtsrock stimmten Kinder wie Eltern ein. Junge Frauen winkten den Marschierern zu. „Befreite Zone Mecklenburg-Güstrow“ prangte auf dem T-Shirt eines Kameraden. In den vergangenen Wochen wurden hier Anschläge auf Asia-Imbisse verübt, der jüdischen Friedhof wurde geschändet.
Fragen zur rechten Szene weicht Kommunalpolitiker Brunotte aus. Überlegungen der Stadt, etwas dagegen zu unternehmen, gebe es nicht: „Die Stadt ist in keinem Aktionsprogramm“, sagt er. Er kenne die Programme für Zivilgesellschaft und Demokratie, die Bund und Land fördern, nicht. „Vor diesem Marsch“, sagt der Erste Stadtrat, habe er „sich auch noch nicht so intensiv mit dem Thema beschäftigt“.