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Archiv-Artikel

Skepsis und ein bisschen Hoffnung

In der arabischen Welt gilt Barack Obama nicht als Superstar. Bilanz eines Besuchs

KAIRO taz ■ „Die Visite des US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama wird in Israel mit größerer Aufmerksamkeit verfolgt als all die anderen Besuche, selbst der von Carla Bruni“, witzelte die israelische Tageszeitung Ha’aretz. Anders in der arabischen Welt: „Barack – wer?“ Eine kurze Stichprobe auf der Nilpromenade in Kairo zeigt, dass Obama trotz seiner jetzigen Reise nach Afghanistan, in den Irak, nach Jordanien, Israel und in die palästinensischen Gebiete dort nicht wie in Europa den Status eines Superstars genießt.

Doch wer ihn kennt, der gibt stets dieselbe arabische Grundstimmung wieder: „Nach George W. Bush kann es nur besser werden“, kommentierte gestern die jordanische Zeitung Al Ghad nach Obamas Kurzbesuch.

Obama steht in der arabischen Welt vor allem für seine Forderung, innerhalb von 16 Monaten den Großteil der US-Truppen aus dem Irak abzuziehen. Unbehagen schafft dabei nur, dass die US-Truppen nicht nach Hause, sondern in eine andere Gegend der Region entsandt werden sollen. Obama sieht Afghanistan als den zentralen Ort im Antiterrorkampf und hat angekündigt, als Präsident US-Truppen vom Irak nach Afghanistan zu verlegen. Im arabischen Fernsehsender al-Dschasira erklärt ein Kommentator dazu: „Obama hat es bisher nicht geschafft, uns davon zu überzeugen, dass das Töten von Afghanen Amerika sicherer macht als das Töten von Irakern.“

Gesprächsbereitschaft in Richtung Iran könnte dagegen vielleicht doch einen Paradigmenwechsel in der US-Außenpolitik darstellen. Im Nahen Osten findet das ein unterschiedliches Echo. In Israel gibt man sich besorgt. Der arabischen Position allerdings, dass es ohne eine Einbeziehung aller regionalen Mächte für die Region keine Lösung geben wird, die Stabilität verspricht, kommt Obamas Ansatz entgegen. Auch in der arabischen Welt ist man besorgt über das Atomprogramm des Nachbarn, möchte aber eine militärische Konfrontation auf jeden Fall vermeiden, in dem Wissen, dass die gesamte Region einen hohen Preis dafür zahlen wird. Niemand wolle eine weitere Atommacht in der Region, aber wir werden kein grünes Licht für eine Militäraktion gegen den Iran geben, fasst der ägyptische Außenminister Abul Gheit diese Position zusammen.

Bleibt der Nahostkonflikt als letzter großer regionaler Punkt auf Obamas Themenliste. Erwartungsgemäß unterstrich auch Obama bei seinem Israelbesuch das enge Verhältnis zwischen den USA und Israel und versprach, dass Israels Sicherheit auch unter seiner Präsidentschaft in Washington höchste Priorität genießen würde. Es war allerdings Obamas Aussage letzten Monat vor einem Kongress der Israellobby, als er von Jerusalem als der ungeteilten Hauptstadt Israels sprach, mit der er sich ins arabische Abseits manövriert hat. Nicht nur, dass bisher keine US-Regierung die Annexion Ostjerusalems akzeptiert hat. Nach arabischen Vorstellungen, soll der Ostteil der Stadt die Hauptstadt eines zukünftigen palästinensischen Staates werden. Später ruderte Obama zurück und erklärte, dass der Status Jerusalems durch Verhandlungen bestimmt werden müsse.

Immerhin traf Obama am Ende seiner Reise durch die Region mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zusammen. Das hatte sein Konkurrent McCain bei seiner Nahostreise nicht für nötig befunden. Er werde keine Minute verlieren, sich in diesem Konflikt zu engagieren, und falls gewählt, werde er ein konstruktiver Partner im Friedensprozess sein, erklärte Obama gegenüber Abbas. Der Präsident in spe des mächtigen Staates profilierte sich als potenzieller Staatsmann. Der palästinensische Präsident ohne Staat schöpfte neue Hoffnung. KARIM EL-GAWHARY