: Der Bodensee-Flirt wird ernst
Oswald Metzger könnte sich doch noch einen aussichtsreichen CDU-Wahlkreis holen
BERLIN taz ■ Das Türchen für eine aussichtsreiche Bundestagskandidatur des Ex-Grünen Oswald Metzger öffnet sich wieder. „Ich fühle mich von der CDU eingeladen“, sagte Metzger am Donnerstag der taz. „In den nächsten Tagen entscheide ich, ob ich mich für die Kandidatur im Bodenseekreis bewerbe.“
In der Gegend ist die CDU traditionell stark. Wen die Christdemokraten hier als Kandidaten nominieren, kann sich schon im Parlament wähnen. Am Mittwochabend hatte die CDU-Kreistagsfraktion Metzger nach Friedrichshafen eingeladen, obwohl er sich noch gar nicht für eine Kandidatur entschieden hat. Der CDU-Neuling und drei, die bereits ihren Hut in den Ring geworfen haben, stellten sich getrennt vor.
Metzger sagte, er habe anderthalb Stunden mit den CDU-Kreistagsabgeordneten gesprochen. Zudem sei er von Ortsverbänden angesprochen worden. „Die Basis im Bodenseekreis nimmt mich wohlwollend auf. Der Wahlkreis ist hochspannend. Es ist eine sehr dynamische Region und es gibt viele Diskussionen im Spannungsfeld von Ökonomie und Ökologie. Wenn eine CDU schwarz-grün ist, dann ist sie es dort.“
Anfang Juli war Metzger mit dem Versuch gescheitert, in seinem Heimatkreis Biberach Bundestagskandidat zu werden. Der dortige CDU-Kreischef Josef Rief besiegte ihn in einer Stichwahl mit 58 zu 42 Prozent. Im Gegensatz dazu will der CDU-Chef im Bodenseekreis, Markus Müller, nicht in den Bundestag.
Müller sagte auf Anfrage, bisher hätten vier Männer und eine Frau ihre Kandidatur angekündigt. Die Mitglieder würden im September abstimmen. Er selbst verhalte sich neutral. „Mein demokratischer Stil ist, dass ich auch vor einer Kandidatur Metzgers großen Respekt habe. Es ist ein Gewinn, dass er bei uns ist.“ In Biberach hatte das Parteiestablishment Metzger weniger freundlich aufgenommen.
Der 53 Jahre alte Publizist war Ende vergangenen Jahres nach 20 Jahren bei den Grünen ausgetreten, für die er lange im Bundestag gesessen hatte. Zum Anlass für die Trennung nahm er sozialpolitische Positionen der Partei. GEORG LÖWISCH