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Archiv-Artikel

Eine Bahn wird kommen

Der Streit um das Regio-S-Bahn-Netz Bremen / Niedersachsen ist beendet – die Osnabrücker Nordwestbahn bekommt Auftrag. Die Deutsche Bahn zog sich gestern zurück und kündigte zugleich an, 270 Jobs in Bremen zu streichen

Aufgegeben hat die Deutsche Bahn den Kampf um die Vergabe des Regio-S-Bahn-Netzes rund um Bremen. Am Freitag zog sie ihren Antrag auf eine weitere gerichtliche Nachprüfung der Entscheidung zugunsten der Osnabrücker Nordwestbahn (NWB) zurück. Kommende Woche sollte das Oberlandesgericht Celle das Urteil sprechen – eine Tendenz wider die Deutsche Bahn war jedoch bereits in der mündlichen Verhandlung Mitte Juli absehbar. Die Bahn wollte den Vorgang am Freitag nicht kommentieren. Zugleich kündigte sie gegenüber der Belegschaft an, 270 LokführerInnen, ZugbegleiterInnen sowie Servicekräfte am Standort Bremen zu entlassen.

Auch im Eisenbahn-Ausbesserungswerk in Bremen-Sebaldsbrück sind mehrere hundert Stellen bedroht. Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis betonte jedoch, es bestehe „kein unmittelbarer Zusammenhang“ zwischen der Vergabeentscheidung und der Zukunft des Bremer Instandhaltungswerkes für Diesel-Motoren. Eine Entscheidung werde erst „in den kommenden Wochen“ fallen, sagte er.

Alle Beschäftigten der Deutschen Bahn genießen bis Ende 2010 Beschäftigungssicherheit – ihnen muss ein Ersatzarbeitsplatz innerhalb des Konzerns angeboten werden. Diese Stellen sind jedoch nach Angaben von Betriebsräten zumeist in Baden-Württemberg und Bayern angesiedelt. Dort bestehe „ständig“ Personalbedarf. „Innerhalb der Region wird niemand mehr eingestellt“, sagte Erik Rust, Bahn-Betriebsrat aus Bremen. Ein Teil des nicht verbeamteten Personals wird möglicherweise von der NWB übernommen – verdient dort nach Rusts Angaben jedoch „erheblich weniger“. Der stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Bahn Peter Nowack sprach von einem „Desaster“ für Bremen, das massiven Kaufkraftabfluss nach sich ziehe. Bei der 500 Millionen Euro schweren Ausschreibung sei es von vornherein nur darum gegangen, „dem angeblichen Monopolisten das Genick zu brechen“. Das Netz der neuen Regio-S-Bahn liegt zu 62 Prozent in Niedersachsen und zu 38 Prozent in Bremen. Sie soll von 2010 an auf insgesamt vier Linien Bremen mit Oldenburg, Bremerhaven, Twistringen, Verden sowie Nordenham verbinden.

Bremens grüner Verkehrssenator Reinhard Loske lobte gestern den Rückzug der Bahn und die damit verbundene Vergabe an die NWB: „Damit ist endlich klar, dass Bremen ab 2010 ein leistungsfähiges S-Bahn-Netz hat“. Die NWB habe das preislich günstigere und qualitativ bessere Angebot vorgelegt. Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer der Landesverkehrsgesellschaft Niedersachsen. JAN ZIER