: Vertrauen ist besser
Das Mentorenprojekt „Güven – Vertrauen“ möchte deutsche und türkische Familien näher zueinander bringen. Gemeinsam mit der Bürgerstiftung Hamburg sucht die Türkische Gemeinde noch Mentoren und Mentées
Parallell lebt man Tür an Tür und jeder geht seines eigenen Weges. Da sitzen potenzielle Omas und Opas enkellos vor dem Gesellschaftsspiel, während sich das Nachbarkind alleine auf dem Spielplatz vergnügt.
Das Mentorenprojekt „Güven – Vertrauen“ möchte das ändern. Ins Leben gerufen wurde es von der Türkischen Gemeinde Hamburg, die es sich zusammen mit der Bürgerstiftung Hamburg zum Ziel gesetzt hat, türkische und deutsche Familien näher zueinander zu bringen. Eine Freundschaft soll aufgebaut werden zwischen türkischen Migrantenkindern im Alter von fünf bis zwölf Jahren und einem Mentor, der der deutschen Gesellschaft verbunden ist. Die Mentoren sollten „viel Zeit mitbringen. Energievolle Ruheständler sind genau unsere Zielgruppe“, sagt die Projektleiterin Lena Blum. Es könnte aber auch gut eine Familie mit Kindern sein, die sozusagen gerne eines dazu adoptieren möchte.
Ziel des Mentorenprojekt sei, dass beide Seiten voneinander profitierten. „Bis zu einviertel der Grundschulkinder verfügen über schlechte Deutschkenntnisse“, sagt Blum. Deutsch erst in der Grundschule zu lernen, sei nicht der beste Weg und für Migrantenkinder oft frustrierend. Mit einem Mentor könnten die Kinder quasi nebenbei ihre Deutschkenntnisse verbessern und die Erwachsenen Einblicke in das Leben der Familien mit türkischem Hintergrund bekommen. „Und somit ihre eigene Sicht durch die kulturelle Brille hinterfragen“, sagt die Projektleiterin.
Der schwierigste Part stehe momentan an – die richtige Paarbildung. Die Paare sollten nah beieinander wohnen und gemeinsame Hobbys teilen, vor allem aber müsse die persönliche Ebene stimmen. Nach sechs Wochen Probephase sollten sich dann beide Seiten verpflichten, sich mindestens einmal die Woche zu besuchen oder etwas gemeinsam zu unternehmen.
Das türkische Wort „Güven“ bedeutet Vertrauen. Und das müssten vor allem die Eltern zum Mentor aufbauen, wenn sie ihre Kinder einer anfangs fremden Person überließen. Die Türkische Gemeinde stehe dabei immer beratend zur Seite.
Die Idee zum Projekt hatte Güven Polat, Mitglied der Türkischen Gemeinde. Er kam als Kind nach Deutschland, damals wohnte er mit seiner Mutter bei einem kinderlosen Ehepaar in Uelzen. Sie waren für ihn wie Onkel und Tante, gemeinsam habe man Marmelade gekocht, sagt er. Durch diese Familie habe er sich von Anfang an dazugehörig gefühlt. RABEA WACHSMANN