: Enteignete Journalisten
Der Film „Unbequem und unbestechlich. Chinas Kämpfer für die Wahrheit“ (ARD, 21.00 Uhr) lässt viele Fragen offen
Dies ist ein Film über Bauern, Erdbeben und Umweltschäden. Die Journalisten sind nur der rote Faden. Welch ein Glück, mag man argumentieren, Erdbeben sind schließlich interessanter! Es ist aber eine Irreführung in Tagen, in denen westliche Medien den Mangel an Pressefreiheit in China intensiv thematisieren.
Denn „Unbequem und unbestechlich“ heißt der Film von Jochen Graebert, der chinesische Internetjournalisten und die Reporterin einer staatlich kontrollierten Zeitschrift begleitet hat. Nur beantwortet er manche Frage nicht, die das Thema mit sich bringt: „Manchmal ruft die Internetpolizei an und fordert mich auf, Artikel zu löschen“, sagt etwa Webautor Ju, der über die Krebsrate in einer von staatlichem Rohstoffabbau besonders betroffenen Region recherchiert. Man erfährt dann vieles über diese Region. Was es aber mit dieser Internetpolizei auf sich hat, welche Folgen es – konkret – hat, ihr nicht zu gehorchen, das thematisiert der Film nur vage.
Die aufschlussreichste Einbettung der Bilder in den medialen Kontext bietet das Erdbeben vom Mai. Obwohl die Regierung das Gebiet nicht unter Kontrolle hatte, durften, wie Graebert zeigt, alle Medien live berichten, was in China ungewöhnlich ist und als Öffnung interpretiert wird. Dies ist aber einer der wenigen konkret ausgearbeiteten wirklich journalistischen Aspekte. Ansonsten bleibt es weitgehend bei Schlagworten: „staatliche Zensur“, „Einschüchterung“, „Nischen“ im Internet. „Unbequem und unbestechlich“ ist ein Film, der Aufschluss bietet – über enteignete Bauern. RAA