: Deutsche Konzerne bei Olympia: Dabei sein ist alles
Für Volkswagen, Siemens, Adidas und die Bahn sind die Olympischen Spiele eine Pflichtdisziplin im Marketing
HAMBURG taz ■ Wenn am 8. August die XXIX. Olympischen Sommerspiele in Peking beginnen, wird Volkswagen seine Flotte starten: Chauffeure mit etwa 4.000 Fahrzeugen der Marken VW, Audi und Škoda werden alle Ehrengäste des IOC in Peking zum Bankett fahren, Staatsmänner chauffieren und Sportler zum Wettkampf in den Arenen abliefern.
Schon beim langen Marsch der olympischen Flamme über fünf Kontinente war der offizielle Sponsor des Internationalen Olympischen Komitees mit 1.000 Volkswagen dabei. Der deutsche Autokonzern wird zudem Millionen für Werberechte an die Olympia-Organisatoren zahlen. Es wird sich mit Sicherheit rechnen, denn allein in diesem Jahr wird VW spielend eine Million Autos in China verkaufen. Das Reich der Mitte ist längst ein Hauptmarkt der Wolfsburger geworden.
Ohne offiziellen Sponsorvertrag will Siemens von Olympia profitieren. Neben der Technik für die Schwimmarena liefert der Konzern unter anderem Stadtbahnzüge, eine Wasseraufbereitungsanlage sowie eine neue Gepäckförderanlage für den Peking-Airport. Daneben erneuern die Münchner die Stromversorgung der Metropole und rüsten vor allem das Olympiastadion mit Lichttechnik aus. Aufträge über 4,9 Milliarden Euro gingen im vergangenen Geschäftsjahr aus China bei Siemens ein, wo der Mischkonzern mit seinen 30.000 Beschäftigten mittlerweile zu den großen Arbeitgebern gehört.
Besonders stolz zeigt sich Siemens über die Hochgeschwindigkeitstrasse ins nördliche Tianjin. Diese helfe, „den Zugang zu den Olympischen Spielen zu verbessern“, so eine Konzernsprecherin.
Mit größerer Sorge als seine Vorstandskollegen bei VW und Siemens, die um ihre starke Präsenz auf dem chinesischen Markt nicht zu fürchten brauchen, dürfte Adidas-Boss Herbert Hainer die Tibet-Proteste in aller Welt beobachtet haben – er will schließlich mit seiner Marke bei Olympia vorrangig über das Image punkten. Der Sportartikler aus dem fränkischen Herzogenaurach lässt bereits die Hälfte seiner weltweit verkauften Schuhe und Modeartikel billig in China produzieren, um sie anschließend teuer im Westen verkaufen zu können.
Image-Sorgen muss sich Bahn-Chef Hartmut Mehdorn nicht machen. Die Bahn-Tochtergesellschaft Schenker war bereits 2003 eine strategische Partnerschaft mit dem IOC eingegangen. Dessen Präsident Jacques Rogge sieht in der langfristigen Partnerschaft mit Schenker „eine Schlüsselstellung“, um die Spiele zu einem Erfolg werden zu lassen.
Der weltweit führende Logistikkonzern Schenker wird zahlreiche Transportaufgaben für Spitzensportler, Medien, Veranstalter, Sponsoren und Organisationen erfüllen. Die Ausrüstung vieler Athleten, Nationaler Olympischer Komitees sowie von Hörfunk- und Fernsehanstalten wird zusammengeführt, verpackt und in Luftfrachtcontainer verstaut. Schenker wird zudem sämtliche Zollformalitäten erledigen und die strengen Sicherheitsauflagen in China beachten. Nach dem Ende der Olympischen Spiele in Peking darf die Bahn-Tochter dann die Ausrüstungen auf schnellstem Wege wieder zurück in die Heimatländer transportieren.
Insgesamt wird China ohnehin für die deutsche Wirtschaft immer wichtiger, und zwar sowohl als Export- als auch als Importland. Die Ausfuhren wachsen 2008 um über 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Erwartet werden in diesem Jahr Exporte im Wert von rund 35 Milliarden Euro. Und schon im kommenden Jahr wird China Frankreich als zweitwichtigstes Importland für Deutschland überholen, erwartet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Billige Konsumgüter, preiswerte Rohstoffe und Halbfertigprodukte für die Industrie im Wert von über 60 Milliarden Euro werden in diesem Jahr vor allem über den Hamburger Hafen nach Deutschland eingeführt.
HERMANNUS PFEIFFER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen