wolfhard kutz, festivalveranstalter : Zappa meets Stasi
WOLFHARD KUTZ, 52, veranstaltet zum 19. Mal die Zappanale in Bad Doberan. Es spielen Coverbands. FOTO: PRIVAT
Wolfhard Kutz war siebzehn Jahre alt, als ihm ein Freund eine Langspielplatte gab. „Burnt Weeny Sandwich“ hieß sie. Und das verkohlte, kleine Brötchen veränderte vieles seinem Leben. Seinen Musikgeschmack, seine Freizeit und seinen ganz persönlichen Weg der Rebellion.
Kutz wuchs in der DDR auf, im Städtchen Bad Doberan in der Nähe von Rostock. Er hat nie Plakate runter gerissen. Er hatte lange Haare. Und er hatte Frank Zappa, den Beethoven der Rockmusik, wie er ihn manchmal nennt. Er begann, Schallplatten zu kaufen und auf dem Schwarzmarkt zu verhökern. Er schmuggelte sie in der Seitenverkleidung des Wolgas, seiner alten russischen Karre.
Vorbei an 23 inoffiziellen Mitarbeitern, die auf ihn angesetzt waren, wie er später in den dicken Ordnern las. Die zuschauten, wie er so seinen „Protest gegen den Staat organisierte“. Und vorbei an seinem Vater. Der war ebenfalls bei der Staatssicherheit. „Das ist bei uns in verschiedene Richtungen gelaufen“, sagt Kutz. Mit achtzehn ist er dann ausgezogen. Heute ist er 52.
Frank Zappa ist für Kutz, den Installationsunternehmer, und die Stadt Bad Doberan so wichtig wie keine andere Persönlichkeit. Es gibt ein Denkmal des 1993 verstorbenen Musikers aus Metall und meist mit brennender Zigarette im Mund. Und es gibt die Zappanale. Kutz organisiert jährlich das dreitägige Festival. Er steht im Kontakt mit der Familie des Künstlers und mit dessen ehemaligen Bandmitgliedern.
Einen Tag vor der Währungsunion stieg die erste „Zappa-Party“, erinnert sich Kutz. Damals noch auf Trecker-Anhängern. In diesem Jahr kommen rund vierzig Bands nach Bad Doberan. Es wird mit dem Benefizkonzert „Zappa meets Bach“ in der St. Katharinen Kirche in Hamburg eröffnet. Der Bad Doberaner Bürgermeister ist im Förderverein der Zappanale. Kutz hat einen Ehrenpokal bekommen.
„Zappa war ein Symbol für den Widerstand gegen die Staatsgewalt“, sagt Kutz. Er muss noch heute für seine Freiheit kämpfen. Im Moment gegen Gail Zappa, die Witwe des Rockers. Sie hat ihn wegen stilisierter Darstellungen ihres Mannes auf T-Shirts verklagt. KRISTIANA LUDWIG