: Kein Fußball im Bombenhagel
Rainer Zobel, Trainer des Dinamo Tiflis, floh vor dem Krieg im Kaukasus zurück nach Braunschweig
Rainer Zobel geht es gut. Am 8. August, zwei Tage nach dem 0:0 im Qualifikationsspiel für den Uefa-Pokal gegen Panathinaikos Athen, reiste der Trainer von Dinamo Tiflis, dem amtierenden georgischen Fußballmeister, aus Tiflis ab und kam nach 26 Stunden in Braunschweig an. „Ich bin in einer Woche wieder da“, hatte der 59-Jährige seinen Spielern zum Abschied gesagt. „Das war vielleicht etwas optimistisch“, meint er inzwischen. So lange das Kriegsrecht herrscht, geht er nicht zurück.
„Normalerweise setzt man sich in ein Flugzeug und fliegt los, nur gab es keine Flüge mehr“, erzählt Zobel. Ein Angebot des Ex-Bundestrainer Berti Vogts, nach Baku in Aserbaidschan zu fliegen, wo Vogts Nationaltrainer ist, lehnte Zobel ab: „Ich wollte meine nicht-georgischen Spieler mitnehmen.“ Das sind: Milos Krshko (Slowakei), Ilija Spasojevic (Montenegro), Donald Djousse (Kamerun), Didier Ovona und Georges Owondo (beide Gabun), die noch einen Spieler von Lokomotive Tiflis, ebenfalls aus Gabun, mitbrachten.
Also ging es mit dem Bus ins armenische Eriwan, dann per Flugzeug über Wien und München nach Hannover. „Das war abenteuerlich und aufregend, aber mehr nicht“, sagt Zobel. Er war seit Mitte Juni in Tiflis, Dinamo hatte einen deutschen Trainer gesucht, der Erfahrungen in dieser Region hat. Am 24. August sollte die Liga beginnen. Im Moment ruht der Spielbetrieb. Die Mannschaft von Dinamo trainiert, angeleitet von Co-Trainer Kakha Kacharava im Trainingscamp am Stadtrand von Tiflis.
„Alle wurden vom Ausbruch des Krieges überrascht“, sagt Zobel, „niemand war vorbereitet.“ Er war mit Kacharava am 5. August in der Nähe von Gori, um sich den nächsten Pokal-Gegner anzuschauen. In der Nacht vom 7. auf den 8., als der Krieg begann, saßen Spieler und Trainer im Camp und verfolgten die Ereignisse in TV und Internet. „Viele Spieler saßen in meinem Zimmer. Die suchten einen Halt, keiner konnte schlafen. Am nächsten Morgen hörten wir den Krieg.“ Auf dem Weg zum Flughafen sah Zobel eine skurrile Szene. Der Militärflughafen, 50 Kilometer entfernt, wurde gerade bombardiert, da wurde vor einer alten Kirche ein Hochzeitsfoto gemacht. Mit einer Braut in weiß und 200 Gästen“. REP