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die gelben seitenGurkenpreise und Goldmedaillen

„Die Preise haben die Einwohner der Hauptstadt den alten Ausländern zu verdanken“

„Aufgepasst: Ich verdiene monatlich 1.500 Yuan, zahle für meine Bude 900; jetzt die aktuellen Marktpreise von heute Morgen: Gurken: 3 Yuan 500 Gramm; Koriander: 6,5 Yuan 500 Gramm …“, am Ende des Beitrages steht die Frage: „Hat diese unverschämte Teuerung in der Hauptstadt mit der Olympiade etwas zu tun?“

Die Antworten sind so bunt wie die Gemüsestände: „Deine Preise stimmen nicht. Das sind Preise für Fünfsternehotels, nicht im Geschäft bei uns nebenan.“ „Die Preise im Peking der Olympiade sind sogar so niedrig? Doch wohl alle subventioniert! Bei solchen Gemüsepreisen gäbe es bei uns hier in Südchina längst Verkehrsstaus, wenn nicht Schlimmeres.“ „Die Preise haben die Einwohner der Hauptstadt den alten Ausländern (zu Chinesisch: laowai) zu verdanken.“ Oder: „Wenn du kein Gemüse zu diesen Preisen kaufen kannst, geh ins Pressezentrum der Spiele. Dort wird das Mittagessen für einen Dollar serviert.“ „Du Träumer! Das gibt es nur für die alten Ausländer! Für uns kostet das Zeug gleich siebenmal mehr!“…

So viel Streit gibt es am anderen Ende der Zahlenspiele nicht. Es gibt es auf jeder Website offiziöser Portale Wetten darum, wie viele Medaillen Chinas Sportler in welchen Disziplinen einheimsen können: „Schwimmen: 3x Gold, 2x Silber, 1x Bronze; Turnen: 4x Gold, 1x Silber, 3x Bronze“ usw. Und je weiter die Serverorte von Peking entfernt sind, desto weniger Sport-Kommentierungen gibt es. Auf der Portal www.southchen.com, dominieren alltägliche Themen, insbesondere zu Lebensmittelpreisen, 10:1, verglichen mit Olympia-Themen aus dem fernen Peking.

Offenbar hat sich das Kräfteverhältnis der öffentlichen Aufmerksamkeit dergestalt verschoben, dass selbst hochkarätige und hochrangige Thinktanks der Führung langsam damit aufhören, die Olympiade als den Blickfang auszuschlachten. Auf der Website der Akademie der Sozialwissenschaften in Peking (www.cass.cn) fragt man sich nicht mehr, welche Disziplin das chinesische Sportkorps mit mehr Medaillen nach vorne bringt. Hier lautet die Frage: „Können wir allein mit der inflationsgebeutelten Binnennachfrage die Talfahrt der Wirtschaft noch stoppen?“

Shi Ming, 51, kommt aus Peking und lebt als Journalist in Köln

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