tagebuch eines wanderarbeiters : „Kommunismus = volle Reisschale“
„Von der Theorie her scheint mir Kommunismus ein gutes Konzept zu sein, dem ich zustimmen würde. Aber wie es hier in die Realität umgesetzt wurde, kann man nicht sagen, dass es unbedingt besser ist. Man hört ja oft, dass China hinsichtlich der Gesellschaft sozialistisch und in der Wirtschaft kapitalistisch sei. Ich habe eher das Gefühl, dass es bald völlig kapitalistisch ist. Oder irgendetwas Undefinierbares dazwischen.
Ich kenne schon einige Leute, die Parteiglieder sind, aber ich glaube, sie haben eher pragmatische Erwägungen nach dem Motto „Wie fülle ich meine Reisschale am besten?“. Wenn man in der Partei ist, kann man ja schon sehr viel leichter Zugang zu vielen Dingen bekommen. Auf dem Land haben schon noch sehr viele alte Leute ein Mao-Bild bei sich im Wohnzimmer, wohl aus einem Nostalgiegefühl heraus, dass er sich damals ‚für Arbeiter und Bauern‘ eingesetzt hat, nicht aus einer aktuellen Leidenschaft für seine Ideen. Die Reformen in den Neunzigerjahren hatten nichts mehr damit zu tun, was ich als sozialistische Erziehung in der Schule gelernt habe – sondern mit der gesellschaftlichen Realität.“ PROTOKOLL: CSU
Cui Zhangyong, 33, ist Wanderarbeiter in China