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Archiv-Artikel

Wer einmal mit Obama pennt …

Der Wahrheit-Unterbring-Wettbewerb: Der große Traditionspreis für Journalisten

Von MIR
Rekordsieger ist die „FAZ“, die bereits zweimal den „Jieper-Preis“ gewann

Es ist inzwischen eine gute Tradition der Wahrheit, alle paar Jahre vor der Frankfurter Buchmesse den großen Wahrheit-Unterbring-Wettbewerb auszurufen. Auch in diesem Jahr ist es wieder soweit. Also aufgemerkt, Journalisten, Redakteure und Publizisten! Wieder muss ein Satz in einer Zeitung, einer Zeitschrift oder einem Magazin untergebracht werden – zum Beispiel in einem Titel oder in einem Artikel oder in einer Bildunterzeile. Als Preis winkt wie gewohnt eine Flasche Gran Duque d‘Alba, die dem Gewinner beim Wahrheitklub-Treffen am 18. Oktober 2008 auf der Frankfurter Buchmesse überreicht wird.

Rekordsieger ist die FAZ, die bereits zweimal den intern auch „Jieper-Preis“ genannten Wettbewerb gewann. Denn alles fing im Jahr 2000 an, als an der Wand des Wahrheit-Büros auf einem Zettel der schöne Satz hing: „Wer Jieper hat, muss schmackofatzen“. Wochenlang überlegten wir, wie und vor allem wo der Satz in irgendeinem Text unterbracht werden könnte, bis wir endlich auf die Idee kamen, dass das doch bitteschön andere Presseorgane für uns übernehmen sollten. Der Wahrheit-Unterbring-Wettbewerb war geboren. Erster Preisträger im Jahr 2000 war Dr. Alfons Kaiser von der FAZ, der den Jieper-Satz in einen Artikel über den damaligen Finanzminister Hans Eichel hineinschrieb. Dafür erhielt er als Preis „Die große Ente“, wie der wunderbare Brandy Gran Duque d‘Alba von den Wahrheit-Redakteuren auch genannt wird. Und wie die Chronisten seinerzeit vermerkten, hielt der freudetrunkene Sieger eine stundenlange, ermüdende Dankesansprache, bevor er sich mit dem Brandy in ein stilles Eckchen unter dem taz-Tresen zurückzog.

Obwohl sich am zweiten Wettbewerb im Jahr 2004 zahllose Zeitungen, Zeitschriften und Magazine beteiligten, war der Sieger überraschenderweise wieder die FAZ. Arabien war damals Gastpartner der Frankfurter Buchmesse, und deshalb hatte die Wahrheit in Anlehnung an das Hauff‘sche Märchen vom „Kalif Storch“ den Satz „Wer kalift, muss mutaboren“ zusammengeklöppelt. Der FAZ-Redakteur Axel Wermelskirchen konnte alle weiteren Wettbewerbsteilnehmer ausstechen, in dem er ein wundervolles Märchen mit dem Titel „Beim Barte des Mutabors“ verfasste und sich so das leckere Getränk sicherte.

Beim dritten Wettbewerb im Jahr 2006 hatte die Wahrheit gerade Probleme mit den beiden Zwillingen an der polnischen Staatsspitze. Die Kaczynskis waren in einem Wahrheit-Artikel als „Kartoffeln“ und „Schurken“ bezeichnet worden. Da lag es nahe, einen Satz mit polnischem Bezug zu wählen: „Beim Wullacken niemals mit dem Mottek wackeln“. Es war ein Ausnahme-Wettbewerb, denn soviele Medien wie im Jahr 2006 hatten noch nie am „Jieper-Preis“ teilgenommen: Lokalzeitungen, Stadtmagazine, Alternativblättchen und Wissenschaftspublikationen, aber auch große Tageszeitungen und Wochenmagazine druckten den Wullacken-Satz.

Der Ausnahme-Wettbewerb hatte einen Ausnahme-Sieger verdient. 2006 ging die „große Ente“ deshalb ausnahmsweise nicht an die FAZ und auch an kein anderes Presseorgan, sondern an den Umschau-Verlag. Dort war ein wunderbares Kochbuch erschienen mit dem schlichten Titel: „Kartoffel“. Der farben- und fotoreiche Band enthielt nicht nur Geschichten und Rezepte zur Kartoffel, sondern eben auch den Wullacken-Satz sowie Hinweise auf die „Kartoffel-Affäre“, weshalb die Verlags-Lektorin Angela Thomaschik als erste weibliche Siegerin den Gran Duque d‘Alba verdient nach Hause tragen durfte.

Und nach diesem Ausflug in die traditionsreiche Geschichte des Wahrheit-Unterbring-Wettbewerbs nun zum neuen „Jieper-Preis“. Das Jahr 2008 steht für das Jubiläum „40 Jahre 1968“ und für die Präsidentenwahl in den USA, die im November stattfindet. Wer anders als die Wahrheit könnte beide Ereignisse in einem Satz zusammenfassen? Der Jieper-Satz 2008 lautet deshalb: „Wer einmal mit Obama pennt, gehört schon zum Establishment.“

Also, werte Kollegen! Dann bringen Sie mal schön bis Ende September 2008 den Obama-Satz in ihrer Weltgazette oder Bäckerzeitschrift, in ihrem Trockenhaubenmagazin oder Revolverblatt unter. Senden Sie uns ruhig ein Belegexemplar zu (Die Wahrheit, taz – die tageszeitung, Rudi-Dutschke-Straße 25, 10969 Berlin). Denn wir können nicht alle Publikationen dieser Welt verfolgen. Und – um hier mal ein Insider-Geheimnis auszuplaudern: Grundsätzlich ist es sehr empfehlenswert, keine Satire oder Glosse zu schreiben und den Satz dort einzubauen, wenn man den großen Wahrheit-Unterbring-Wettbewerb gewinnen will. Je nüchterner und sachlicher das Umfeld ist, in dem sich der Sinnspruch wiederfindet, desto näher rückt der Preis dem Unterbringer. Dann viel Spaß mit dem neuen Jieper-Satz: „Wer einmal mit Obama pennt, gehört schon zum Establishment.“ MIR