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: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die neue Spielzeit beginnt. Aber so richtig müssen wir uns noch nicht an feste Häuser gewöhnen. Das Deutsche Theater wird nämlich saniert und spielt vorübergehend im Zelt. Dort hat am Donnerstag Michael Thalheimers Inszenierung von Shakespeares Komödie „Was ihr wollt“ Premiere, jenes Verwechslungsspiel der Geschlechter und Familien, das seinen Ausgangspunkt mit einem Schiffsunglück nimmt. Familienbeziehungen spielen auch im neuen Tanztheaterabend der israelischen Tänzerin und Choreografin Zufit Simon „Meine Mischpuche“ – gleichfalls ab Donnerstag in den Sophiensaelen – eine Rolle, der sich mit dem Einfluss des Schicksals vergangener Generationen auf die jetzt Lebenden auseinandersetzt. Wie das Leben verlaufen kann, wenn man von seiner Familie getrennt und allein in die Welt geschickt wird, davon erzählt Franz Kafkas Erzählung „Amerika“, in deren Zentrum der 16-jährige Karl Rossmann steht, den die Eltern nach Amerika schicken, weil er von einem Dienstmädchen verführt worden ist und im Dickicht der Dienstleistungswelt strauchelt. Der Regisseur Carlos Manuel hat den Stoff im vergangenen Jahr für das Theater bearbeitet und in einer umjubelten Inszenierung mit ca. 60 Darstellern als Kooperation des Theaters an der Parkaue mit der Jugendtheaterwerkstatt Spandau auf die Bühne gebracht. Dort ist das Stück nun ab Samstag noch einmal zu sehen. Vom Freitag bis Sonntag findet rund um die Gedächtniskirche das zweite Wochenende des 5. Internationalen Straßentheaterfestivals „Berlin lacht!“ statt, das vergangene Woche am Alexanderplatz begonnen hat. Da kann man den ebenso waghalsigen wie poetischen Kunststücken des Rope-Theatre zuschauen, die australischen Feuerartisten Flame Oz bestaunen oder Comedians auf Stelzen feixen hören wie den Kanadier Gustavo, the Impossiblist, zum Beispiel.

„Was ihr wollt“: DT im Zelt, ab Do

„Meine Mischpuche“: Sophiensaele, Do–So

„Amerika!“: JugendTheaterWerkstatt Spandau, ab Sa

„Berlin lacht!“: Gedächtniskirche, Fr–So