unterm strich
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Der Kölner Stadtrat hat den Bau eines Jüdischen Museums auf dem Rathausplatz beschlossen. Eine deutliche Mehrheit von SPD, FDP, Grünen und Linken votierte für den Siegerentwurf eines Architektenwettbewerbs. Das umstrittene Museum soll von einem privaten Trägerverein über Spenden finanziert werden. In früheren Zeitungsberichten hatte der Verein von geschätzten 15 Millionen Euro Kosten für den Museumsbau gesprochen.

Der Schriftsteller Christian Geissler ist tot: Am Anfang seines literarischen Schreibens stand die „Anfrage“. Der 1960 erschienene Roman warf die Frage nach der Verantwortung der Väter im Nationalsozialismus und am Antisemitismus auf. „Wo war Ihr Herr Vater am 9. November 1938, nachts?“, so Klaus Köhler, Protagonist des Romans. Geisslers Buch traf einen Nerv im Wirtschaftswunderland Bundesrepublik Deutschland, als viele dabei waren, sich in einer als „Kollektivschuld“ getarnten „Unschuld“ einzurichten. Christian Geissler, geboren 1928, war gerade noch alt genug gewesen, um als Flakhelfer in den Krieg eingezogen zu werden. In der Bundesrepublik gehörte der Autor zunächst zu dem linkskatholischen Kreis um die „Werkhefte katholischer Laien“. Er schloss sich der Ostermarschbewegung gegen die atomare Aufrüstung und der illegalen KPD an. In den Siebzigerjahren beschäftigte er sich literarisch mit der RAF und schrieb Romane wie „kamalatta“. 2001 hat er zusammen mit seinem Sohn, dem Dokumentarfilmer Benjamin Geissler, im ehemals polnischen Drohobycz die lange verschollen geglaubten Wandfresken des von den Nationalsozialisten ermordeten jüdischen Malers und Schriftstellers Bruno Schulz wiederentdeckt. Der an Krebs leidende Geissler starb am Dienstag in Hamburg.