WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Als die DDR gegründet wurde, war die Freude groß. Endlich ein neues Deutschland mit neuer Ökonomie, damit endlich alle die Freuden des Sozialismus genießen können! Bloß dass die Gründer übersehen hatten, dass es immer noch die alten Deutschen waren, mit denen sie ihren neuen Staat machen wollten. Darüber und noch viel mehr schrieb ein junger Dramatiker vor fünfzig Jahren ein Stück, das den Oberen gar nicht gefiel, weil es ihren verordneten Idealismus nicht teilen wollte. Heiner Müller hieß der Mann, aus dem der bedeutendste DDR-Dramatiker seiner Generation werden sollte. In den Sophiensælen hat sich die junge Regisseurin Kerstin Lenhart „Der Lohndrücker“ noch einmal vorgenommen, Premiere ist am Freitag.
Was geschieht, wenn mitten im Frieden der Krieg wieder kommt, weil plötzlich der Folterer von einst im Wohnzimmer steht, darüber hat der argentinische Dramatiker Ariel Dorfmann sein berühmtestes Stück geschrieben. „Der Tod und das Mädchen“ heißt das packende Kammerspiel, das Joosten Mindrup jetzt in der Vagantenbühne inszeniert hat.
Wer es leichter mag, dem sei für Samstag die „Spreeparade“ empfohlen, für die das Radialsystem den berühmten Fluss zur Bühne machen wird: Von großen Chören über Jazzbands bis hin zu Solokünstlern werden Musiker an verschiedenen Orten des Spreeabschnitts rund um das Radialsystem positioniert sein, während das Publikum das Geschehen von Booten aus verfolgen kann.
Im Übrigen ist eine Theatergründung zu vermelden. Diesmal in Babelsberg, in den ehemaligen Althoff-Ateliers, wo morgen Abend ein paar Unerschrockene um den Schauspieler Detlef Brand die „Freien Kammerspiele Babelsberg“ eröffnen werden. Und zwar mit Yasmina Rezas bitterböser Gesellschaftskomödie „Drei mal Leben“.
„Die Lohndrücker“: Sophiensæle, ab Fr. „Der Tod und das Mädchen“: Vagantenbühne, ab Do. „Spreeparade“: Radialsystem, Sa. „Drei mal Leben“: Freie Kammerspiele Babelsberg, ab Di.