Keine Rückkehr

Der neue Besitzer des Kirchner-Bildes verhandelt entgegen Berichten nicht über den Verleih nach Berlin

Die Hoffnung auf eine vorübergehende Rückkehr von Ernst Ludwigs Kirchners Bild „Berliner Straßenszene“ nach Deutschland hat sich zerschlagen. Der neue Besitzer, der amerikanische Kosmetikerbe Ronald Lauder, und seine Neue Galerie in New York teilten mit, entgegen Berichten in Deutschland nähmen sie an keinerlei Verhandlungen zum Verleih des Bildes nach Berlin teil. Eine Museumssprecherin sagte gestern, es habe seinerzeit eine Leihanfrage an das New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) gegeben, wo zurzeit das Bild als Teil einer Ausstellung gezeigt wird.

Museumsdirektorin Magdalena Moeller hatte vergangene Woche erklärt, sie stehe mit Lauder in Gesprächen über eine Leihgabe für eine große Kirchner-Ausstellung im Dezember. Moeller ist zurzeit in Moskau, wo am Samstag im Puschkin-Museum 130 Werke aus der Brücke- Sammlung gezeigt werden.

Um die „Berliner Straßenszene“, die lange im Brücke-Museum hing, gibt es seit Jahren ein erbittertes Tauziehen. Die Stadt Berlin hatte das zwischen 1913 und 1914 entstandene Gemälde im Jahr 2006 in einer umstrittenen Entscheidung an die Erben des früheren jüdischen Besitzers zurückgegeben, die es wenige Monate später zum Verkauf anboten. Lauder ersteigerte es im November 2006 für 38 Millionen Dollar (knapp 25 Millionen Euro). Gegner der Rückgabe bezweifeln bis heute die Rechtmäßigkeit der Berliner Entscheidung. Ihrer Ansicht nach ist nicht ausreichend geklärt, ob das Bild zur NS-Zeit wirklich zwangsverkauft wurde, die Rückgabe an die Erben also überhaupt notwendig war.

Lauder hat nach eigenen Angaben Erwartungen einer vorübergehenden „Heimkehr“ des Bildes bereits im vergangenen Jahr eine Absage erteilt. „Dr. Magdalena Moeller, die Direktorin des Brücke-Museums, ist in einem Brief vom 22. Oktober 2007 informiert worden, dass eine Leihgabe nicht möglich sein würde“, teilte der Kunstsammler mit. „Es hat danach keine weitere Diskussion mit ihr zu dem Thema gegeben.“ Die „Berliner Straßenszene“ gilt als ein Schlüsselwerk des deutschen Expressionismus. DPA