Peinlich in Preußischblau

„Monogamie für Anfänger“ (SWR, 22.30 Uhr) vergibt Chance zur guten Komödie über die neue Spießigkeit

Aus dem Lehrbuch geschnitzt scheint die Szene, in der Felix seiner Fabienne den Antrag macht: Es ist Frühling in Paris, die zwei sind jung, der Champagner perlt im Glas und nur der Oberkellner im Nobelrestaurant, das Felix ausgesucht hat, sieht aus, als würde er viel lieber in einem „Indiana Jones“-Film mitspielen. Doch hier geht es um Twentysomethings, die sich nach Jahren des etwas spießigen Rumtreibens entschieden haben, endlich so richtig erwachsen zu werden.

Und dass der Film um Felix (Martin Glade) und Fabienne (Heike Warmuth) aus der ambitionierten „Debüt im Dritten“-Reihe des SWR die neue jungpreußischblaue Bürgerlichkeit aufs Korn nimmt, ist auch ganz nett. Doch leider verhaspelt sich „Monogamie für Anfänger“ wie viele deutsche Komödien bei dem Hang, sich zwischendurch doch wieder entsetzlich ernst zu nehmen: Wo rasantes Erzählen von kleinen Schwächen im Plot abgelenkt hätte, wird hier lang und ausgiebig in die Gegend gestarrt. So kommt alles ganz erwartbar daher: der skeptische Vater, die plötzlich aus New York zurückgekehrte frühere Flamme, der souverän für die Bodenhaftung zuständige beste Freund und Trauzeuge.

Felix ist natürlich unvermeidlicherweise (Foto-)Journalist, und wenn die Redaktion im Film nicht so verdammte Ähnlichkeiten mit dem taz-Altbau hätte, würde man dem Film seine zwar lustig-übertrieben gemeinte, aber stumpfnormal daherkommende Berlin-Mitte-Ausstattung noch übler nehmen.

Das hätte das Zeug zu einer guten Komödie, doch die Entwicklung der Charaktere bleibt stellenweisen zu unterkomplex, der Plot zergeht langsam im Allmählichen. Und auch der kettenrauchende Priester-Molch mit Hang zu besseren Rotweinen kann’s nicht retten.

Dafür gibt es den wohl peinlichsten Journalistenwitz: Als Felix vom Vater ins prestigeträchtige Magazin vermittelt wird, fragt er: „Hast du ihnen meine Boxreportage gezeigt?“ – Antwort: „Nee, einer seiner Leute ist in Kabul erschossen worden.“ Da haben wir dann ausgemacht. STG