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Archiv-Artikel

Uran im Trinkwasser

Erhöhte Uranwerte wurden in einem Trinkwasserbrunnen in Duderstadt gemessen. Dies ist schon der zweite belastete Brunnen im Landkreis Göttingen

Auch ein zweiter Trinkwasserbrunnen im Landkreis Göttingen ist stark mit Uran belastet. In dem Brunnen „Bannerholz“ in Duderstadt sei ein Urangehalt von 13 Mikrogramm pro Liter gemessen worden, sagte gestern Kreisdezernentin Christel Wemheuer (Grüne). Der Leitwert des Umweltbundesamtes liegt bei zehn Mikrogramm pro Liter.

Der Brunnen „Bannerholz“ gehört zum Versorgungsgebiet der Eichsfelder Energie- und Wasserversorgungs GmbH (EEW). Das Unternehmen mischt das belastete Wasser nach eigenen Angaben im Verhältnis von 1:2 mit Rohwasser aus einem Nachbarbrunnen. Damit sei sichergestellt, dass den Verbrauchern Trinkwasser zur Verfügung gestellt werde, welches den Leitwert einhalte, sagte Wemheuer. Allerdings nur knapp.

Denn den Messungen zufolge hat auch das beigemischte Wasser einen Urangehalt von immerhin 7,2 Prozent. Erst in der vergangenen Woche war in einem Brunnen der Ortschaft Barlissen eine Urankonzentration von 34,83 Mikrogramm pro Liter und damit einer der höchsten Werte in ganz Deutschland festgestellt worden.

Der Wasserverband Leine-Süd hatte den Brunnen daraufhin stillgelegt, die Versorgung der rund 900 betroffenen Anwohner erfolgt seither über den Brunnen einer Nachbargemeinde. Gleichzeitig startete der Kreis Göttingen ein Messprogramm für alle Trinkwasserbrunnen im Kreisgebiet.

Überdies suchen die Behörden nach Auffälligkeiten in der örtlichen Krebsstatistik. Geprüft wird auch, ob der Urin der Einwohner auf Spuren von Uran untersucht werden muss. Die betroffenen Barlisser seien der Kontamination durch Uran möglicherweise bereits seit dem Bau des Brunnens im Jahr 1972 ausgesetzt gewesen, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Hannover.

Wann das Wasser in Barlissen zuletzt auf Uran kontrolliert wurde, ist unklar. In anderen Gebieten Niedersachsens gibt es dem Ministerium zufolge derzeit keinen Grund zur Sorge. „Wir haben keinen Anlass, von einer Belastung des Trinkwassers in anderen Kreisen Niedersachsens auszugehen“, so der Sprecher. Die Landtagsgrünen fordern Aufklärung über die Uran-Belastungen. „Die Bevölkerung muss umgehend über mögliche Gefährdungen informiert werden“, sagte Fraktionschef Stefan Wenzel. Er will in diese Unterrichtung ausdrücklich die auch vor Kurzem bekannt gewordenen Verunreinigungen mit dem Sprengstoff TNT im Kreis Soltau und die PCB-Belastungen entlang von Ems und Elbe einbezogen wissen.

In den vergangenen Wochen hatten hohe Uran-Konzentrationen im Trinkwasser bundesweit für Unruhe gesorgt. Das giftige und radioaktive Schwermetall, das in der Natur in etlichen Gesteinen, wie zum Beispiel in Granit enthalten ist, kann durch Auswaschung ins Trinkwasser gelangen. Bislang gibt es für Uran im Trinkwasser keinen gesetzlichen Grenzwert. Ausnahme: Mineralwasser, das zur Herstellung von Säuglingsnahrung geeignet ist. Hier gilt ein Grenzwert von zwei Mikrogramm pro Liter. REIMAR PAUL