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Archiv-Artikel

Da bläst er!

Das Pottwal-Präparat im Tönninger Multimar-Wattforum ist fertig und zeigt dem Menschen, wie klein er ist. In den Nebenräumen kann er in die Welt der größten Säuger eintauchen

von GERNOT KNÖDLER

Wale verhalten sich in vielerlei Hinsicht wie Menschen. „Die Bullen treiben sich zusammen rum“, sagt Claas Hammes vom Multimar Wattforum in Tönning. Und für ihre Jungen organisieren die Wale Kindergärten. Selbst in den Tod gehen sie gemeinsam. So strandeten oft ganze Gruppen von Walbullen an der Küste.

Den größten aller Säugetiere widmet die Meereserlebnis-Ausstellung seit gestern einen eigenen Anbau. Im Zentrum schwebt das fast 18 Meter lange Originalskelett eines Pottwals, der 1997 vor der dänischen Insel Rømø strandete. Drumherum wurde als Halbschale der Körper des Tieres modelliert, so dass der Besucher sich von der einen Seite in Gesellschaft eines Wals im Meer wähnen kann und von der anderen Seite einen analytischen Blick in dessen Inneres geboten kriegt.

Von dem zentralen Saal gehen zehn Kammern ab, die auf sinnliche Weise einzelne Aspekte des Themas Wal vermitteln. Das Prinzip der Orientierung durch Echolokation demonstriert eine Kammer, in der der Besucher in verschiedene Meerestiefen abtauchen kann. In dem dunklen Raum klatscht der Mensch in die Hände, er hört ein Echo und ein Spot erleuchtet blitzartig, was es in dieser Tiefe für den Wal zu fressen gibt. Durch schalldichte Vorhänge taucht er immer tiefer bis er bei vulkanischen Quellen und Tiefseefischen mit Leuchtorgangen auf dem Maul landet.

Der Wal, um den es in dem Anbau hauptsächlich gehen soll, ist der Schweinswal, der einzige, der in deutschen Gewässern heimisch ist. Er ist nicht so groß, selten zu sehen und daher nicht so sexy wie der Pottwal. Von den 270.000 dieser delphinähnlichen Säuger in Nord- und Ostsee ertrinken Jahr für Jahr mindestens 7500 in den Netzen der Industriefischerei. Schutzgebiete helfen dagegen bisher nicht.

Den Löwenanteil des 2,37 Millionen Euro teuren Walhauses hat die EU bezahlt. Auch Greenpeace und der WWF steuertenGeld, Ideen und Bildmaterial bei.