: Mit Netzwerken nach oben
Mentoring heißt ein Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit im Beruf. Neue Programme fördern die Entwicklung zu besseren Chancen. Mehr qualifizierte Frauen in Spitzenpositionen zu bringen ist eines der Ziele von Frauenprojekten
von MAREIKE FUCHS
Frauen verdienen in der Regel nicht nur weniger Geld als Männer, sie sind auch in Spitzenpositionen nach wie vor Mangelware. Das liegt zum einen an Hemmnissen der Frauen selbst, zum anderen spielen Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Karriere sowie überkommene Rollenvorstellungen eine wichtige Rolle.
Einen Vorstoß auf dem Weg hin zu mehr Geschlechtergerechtigkeit hat das Projekt „Preparing Women to Lead“ der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin e. V. (EAF) geleistet. „Wir wollen gezielt den Führungsnachwuchs fördern und Frauen in Entscheidungspositionen bringen“, sagt Helga Lukoschat, Leiterin der EAF. Erstmals wurde das Programm 1997 in Kooperation mit der Technischen Universität Berlin durchgeführt.
Mentoring heißt das Zauberwort, das jungen Absolventinnen bei ihrem Einstieg in die Karriere helfen soll. Dahinter verbirgt sich ein Konzept, bei dem eine erfahrene Frau aus der Politik, Verwaltung oder Wirtschaft und eine junge Nachwuchskraft, „Mentee“ genannt, in eine eine „one to one“-Beziehung treten. Die Mentorin fühlt sich dabei direkt für die Karriereentwicklung ihrer Mentee verantwortlich und ist Beraterin und weibliches Vorbild zugleich. „Solange die Hochschulausbildung in Deutschland ist, wie sie ist, das heißt praxisfern und wenig auf Kommunikation ausgelegt, ist der Bedarf an solchen Programmen groß“, sagt Lukoschat.
Besonders Frauen sind nach wie vor häufig von den Netzwerken der Männer ausgeschlossen und haben es daher bei Karrieresprüngen ungemein schwerer als Männer. Aus diesem Grund war einer der wichtigsten Bestandteile des Projekts das „networking“. Frauen sollten ihre eigenen Netzwerke aufbauen und pflegen. Die Strategie ist aufgegangen, wie die Nacherhebung zum Projekt und die Alumni-Feier vor zwei Monaten gezeigt haben. Nach wie vor stehen sowohl die meisten Mentorinnen und Mentees als auch die Teilnehmerinnen in engem Kontakt zueinander.
„Ich denke, für mich war der Austausch mit den anderen Frauen und das Vorbild, das ich in meiner Mentorin hatte, das Wichtigste“, sagt Tanja Dünnfried, die im Jahr 2000 an dem Projekt teilnahm. Für sie ist ihre Mentorin noch immer eine wichtige Bezugsperson.
„Leider gibt es bei der EAF kein Dauerangebot, sondern immer nur projektbezogene Programme, da wir von der Finanzierung von außen abhängig sind“, sagt Lukoschat. Aus diesem Grund gibt es auch „Preparing Women to Lead“ in seiner Ursprungsform nicht mehr. Programme, die an die Erfahrungen anknüpfen, gibt es bei der EAF jedoch einige.
Einen frühen Einblick in die Berufswelt bietet das Schülerinnenprojekt „It’s our turn“. Dabei können Schülerinnen eine Woche lang eine Frau aus Politik oder Wirtschaft begleiten. „Im Moment planen wir zudem das Programm ‚Mit Mentoring in Führung gehen‘, das auf die Verwaltung Berlins ausgerichtet ist.“ Außerdem startet nächstes Jahr in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung das Projekt „Women for public leadership“, das sich an Frauen, die in die Politik streben, richtet. Aufgrund der großen Nachfrage will die EAF ihr Angebot auch auf berufsbegleitende Programme ausweiten.
Auswahlkriterien für die Programme gibt es keine festen, „wobei es schon Frauen sein sollten, die bereits Engagement beispielsweie im kulturellen oder politischen Bereich gezeigt haben“.
Interessentinnen können sich auch in eine Datei eintragen und werden dann von der EAF über neue Programme infomiert. „Preparing Women to Lead“ zeigte Wirkung. Erst kürzlich wurde das Programm von der amerikanischen Frauenorganisation Soroptimist als „herausragendes Projekt zur Förderung des weiblichen Führungsnachwuchses“ ausgezeichnet.
Von den 64 Absolventinnen der Jahre 1997 bis 2000 ist keine einzige erwerbslos und zwei Drittel haben nach eigener Einschätzung eine Führungsposition inne. Nach den Erfahrungen der Mentee Tanja Dünnfried wurde in den Programmen „einfach das Bewusstsein dafür geschärft, dass auch ich Karriere machen kann, auch auf ungewöhnlichen Wegen“.
Informationen zu aktuellen Programmen unter www.eaf-berlin.de