Blix ermahnt Irak

UN-Chefinspekteur fordert Kooperation von Saddam Hussein, um Krieg abzuwenden. Nato hat noch nicht über US-Ersuchen entschieden

BRÜSSEL/ATHEN dpa/rtr ■ Nur durch eine deutlich stärkere Kooperation mit den Waffeninspektoren kann Irak nach Einschätzung der UN-Inspektoren und der EU einen Krieg noch vermeiden. Die Lage sei „sehr gespannt und sehr gefährlich“, mahnte UN-Chefinspekteur Hans Blix in Brüssel. Die Ungeduld wachse, zumal der Sicherheitsrat die jetzigen Inspektionen ausdrücklich als letzte Chance bezeichnet habe.

Nach einem Gespräch mit dem EU-Koordinator für Außenpolitik, Javier Solana, sagte Blix, um einen Krieg zu vermeiden, müsse Irak neue glaubwürdige Beweise vorlegen, dass die vermuteten atomaren, chemischen und biologischen Waffen vernichtet und die Waffenentwicklungen eingestellt worden seien. Zudem müsse es die irakische Führung gestatten, dass sich Wissenschaftler offen und unkontrolliert mit den Inspektoren darüber unterhalten oder dazu ins Ausland reisen dürften. Solana sagte, er stimme voll und ganz mit Blix überein, und warnte Saddam Hussein, es gebe nicht unendlich Zeit. „Ich glaube, dass ein Krieg abgewendet werden kann. Die Verantwortung liegt vor allem bei Saddam Hussein.“

Die Nato hat noch nicht über die Anforderung der USA von militärischer Hilfe im Falle eines Irakkrieges entschieden. Die Vorschläge der USA und „anderer“ Staaten würden geprüft, teilte Nato-Generalsekretär George Robertson gestern in Athen mit.

Die Türkei hat mehrere Anrainerstaaten Iraks zu einer Konferenz eingeladen, um über Möglichkeiten zur Vermeidung eines Krieges zu beraten. Bei dem Treffen solle eine Resolution unterzeichnet werden, in der eine friedliche Lösung des Konflikts gefordert werde, meldete die amtliche Agentur Anatolia.

In Irak überraschten die Inspektoren gestern zwei Wissenschaftler. Dabei handelte es sich um Faleh Hassan, den Chef der Firma al-Rassi, die Personen beschäftigen soll, die früher an der irakischen Atomforschung beteiligt gewesen sein sollen. Offiziell entwickelt das Unternehmen Laser- und Militärtechnik. Außerdem suchten die Inspektoren den Atomwissenschaftler Schaker al-Dschaburi auf.

Iraks Präsident Saddam Hussein soll doch bereit sein, ins Exil zu gehen. Ein westlicher Diplomat und zwei arabische Kollegen erklärten gestern in den Vereinigten Arabischen Emiraten ohne Angaben von Quellen, als Exilort sei ein afrikanisches Land im Gespräch, eventuell Dschibuti oder der Sudan.