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Archiv-Artikel

Keine „Wolke 7“ in der Bürgerschaft

In aller Stille sind die ehrgeizigen Pläne, das tote Parterre im Hause der Bürgerschaft zu beleben, gescheitert. Die Vertreter der Bürgerschaft wollten nicht, dass Zechbau eine lebendige „Wolke 7“ aus der schönen Etage ihres Hauses macht

taz ■ Wer vor dem Bremer Rathaus steht und auf das Gebäude der Bürgerschaft blickt sieht richtig schwarz: Die Fensterfront hinter dem Kiosk ist mit einer undurchsichtigen Gardine verhüllt, dahinter passiert schlicht nichts. 400 Quadratmeter Parterre-Fläche in bester City-Lage stehen leer. Seit Monaten.

Früher war da die Bibliothek der Bürgerschaft untergebracht, das heißt: vier Wochen im Monat Totentanz mit gelegentlicher Störung durch intensiv lesende Menschen. Die Bibliothek wurde verlegt, weil es hier lebendig werden sollte: Unter dem Plenarsaal sollte ein großer gastronomischer Betrieb entstehen. Hell sollte es da werden und durchsichtig bis in den Innenhof hinter dem Haus der Bürgerschaft. Für den eiligen Gast sollte es leckere Häppchen an einem Tresen geben, exquisite kleine Läden, repräsentative gehobene Gastronomie. Im Konzept inbegriffen war die Möglichkeit für Frühschoppen und ähnliche Versammlungen – „Wolke 7“ der ehrgeizige Arbeitstitel.

Für die Bürgerschaft wäre das ganze umsonst gewesen: Die Firma Zechbau hatte im Zusammenhang des Umbaus für das Nebengebäude des Parlaments die Verpflichtung übernommen, die Investition in die Gastronomie der Bürgerschaft zu übernehmen. Zechbau hatte Architekten engagiert, finanzieren sollte sich die Investition aus der Pacht. Zechbau hatte sich im Jahre 2000 für ein Konzept und einen entschieden, mit dem er das Projekt machen wollte: Andreas Hoetzel, als Journalist bekannt, als Gastronom mit der „Osteria“ an der Schlachte erfolgreich.

Seit einigen Wochen ist intern klar: Aus der „Wolke 7“ wird nichts. „Zech hatte sich an ein Konzept und einen Gastronomen gebunden“, erklärt der Direktor der Bremischen Bürgerschaft, Rainer Oellerich. Das Konzept sei teurer geworden als ursprünglich angenommen. Fazit: „Das mit Zech ist zu Ende.“ Im Oktober des vergangenen Jahres – da sollte nach den ursprünglichen Plänen die „Wolke 7“ eröffnet werden – bekam Zechbau einen Brief, in dem der Direktor der Bürgerschaft mitteilte: „Nach intensiver Prüfung hat der Vorstand der Bremischen Bürgerschaft im Einvernehmen mit der Gesellschaft für Bremer Immobilien nunmehr beschlossen, dass das vorgelegte Konzept aus Kostengründen nicht weiter verfolgt werden soll.“

Für die Seite des interessierten Investors sieht die Geschichte natürlich etwas anders aus. Im Keller der Bürgerschaftsgebäudes steht eine hoch moderne Küche, versehen mit Lüftungseinrichtungen. Die wird nur vier Mal im Jahr gebraucht. Dennoch war die Bürgerschaft nicht bereit, die Küche für die Gastronomie abzutreten. Für die „Wolke 7“ musste daher eine vollständige neue Entlüftung geplant werden – wegen der Beton-Konstruktion des darüber liegenden Plenarsaales eine teure Angelegenheit. Am Ende wäre die Investition nur über die Pachteinnahmen von 30 Jahren finanzierbar gewesen – und da sagte der Bürgerschaftsvorstand: „njet“.

Derzeit wird noch über eine billigere gastronomische Lösung verhandelt. Die staatliche „Gesellschaft Bremer Immobilien“ (GBI) müsste dafür die Kosten übernehmen, Beck&Co soll als Pächter auftreten. Aber schon gibt es alternative Interessen: Versammlungsräume für die Bürgerschaft könnten in der toten Etage eingerichtet werden. Und für den „info-point“ der EU sucht der Parlamentsausschuss für Europa-Angelegenheiten seit langem schon ein Domizil. Die Bürgerschaft, sagt der SPD-Abgeordnete Rainer Nalazek, wäre dafür optimal. Klaus Wolschner