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Archiv-Artikel

Ein amerikanischer Crash

Endlich herrscht Klarheit: Der Abenteuerer Steve Fossett ist verstorben – und mit ihm ein ganzer Heldentypus

Er war der Typ, der eines nicht aushält: nicht der erste zu sein. Steve Fossett, 63, kraulte durch den Ärmelkanal, krabbelte gleich sechsmal in den Ballonkorb, bis die Welt nach dem dann ersten geglückten Versuch von ihm endlich erfahren durfte: Übrigens, einmal mit diesem Ding rund um den Globus fliegen – ohne Zwischenlandung – das klappt.

Doch jeder, der fliegt, will eher selten dort wieder aussteigen, wo er abhebt. Und wer sich mit Schwimmen fit hält, dem reicht gewöhnlich der städtische Kachelozean mit Liegewiese. Große, bahnbrechende Erkenntnisse für die Menschheit waren von dem notorischen Weltrekordsammler für Rasen und Düsen ohne Toilettenpause nie zu erwarten. Außer: Der Typus des amerikanischen Pioneer ist noch nicht gänzlich tot. Fossett bediente diese uramerikanische Ikone des Frontier-Reißers. Er sprengte Marken, die andere gesetzt hatten, er setzte Marken, die andere so schnell nicht übertreffen sollten. Er erklärte: Weltraumflüge reizten ihn erst, wenn er selbst ans Steuer dürfe. Schnöder Passagier zu sein, das war für den Investmentbanker nie eine Option. Höher, schneller, unangefochten – das war sein Lebensziel. Steve Fossett war Selfmade- und Just-do-it-Man, der wandelnde Egotrip im Renn-Overall, der wie einer seiner besten Buddies Richard Branson (Virgin) wusste: Reich sein, reicht nicht. Sei eine Marke, lass deinen Namen schillern. Heldenhaft ist daran nichts, Fossetts Hobbys waren nur teurer als Tennis.

13 Monate nach seinem plötzlichen Verschwinden mit seinem Flugzeug bleibt der Abenteurer Fossett eine amerikanische Ikone – eine neue: Einer, der hoch hinauswollte, fiel, sich aber nicht wieder aufrappeln konnte. Von Steve Fossett sind nur noch Knochen und einige Hundertdollarnoten übrig.

Bei der Jagd nach noch mehr Ruhmrendite raste er mit seinem Flugzeug in einen Felsen, weit verteilt liegen die jetzt gefundenen Trümmer seiner Maschine im Gebirge der Sierra Nevada – ein amerikanischer Crash.

FELIX RETTBERG