: Lebenslänglich für Schuhbomber
Der britische Terrorist Richard Reid gesteht seine Gefolgschaft zu Ussama Bin Laden und zeigt keine Reue. Bis zuletztgibt Reid nicht die Hintermänner preis, die ihm die in seinem Tunschuh versteckte Bombe aus Plastiksprengstoff besorgten
von RALF SOTSCHECK
Der „Schuhbomber“ Richard Reid ist am Donnerstag von einem US-Gericht in Boston zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Er hatte kurz vor Weihnachten 2001 versucht, ein Flugzeug von American Airlines auf dem Weg von von Paris nach Miami mit einer in seinem Schuh versteckten Bombe zu sprengen. Mitreisende und Stewardessen konnten ihn jedoch überwältigen. Der 29-jährige Brite Reid war vor Gericht geständig, zeigte jedoch keine Reue.
„Ich bin Anhänger von Ussama Bin Laden“, sagte er. „Ich bin ein Feind eures Landes. Eure Regierung hat zwei Millionen unschuldige Kinder im Irak getötet. Eure Regierung ist für die Folter an Gefangenen in Ägypten und in der Türkei, in Syrien und in Jordanien verantwortlich. Was habe ich im Vergleich dazu schon getan?“
Richter William Young sagte bei der Urteilsverkündung, die USA werden jeden Terroristen jagen und vor Gericht stellen. Er verurteilte Reid wegen „des Versuches, eine Massenvernichtungswaffe einzusetzen, wegen versuchten Mordes und wegen unerlaubter Mitnahme von Sprengstoff an Bord eines Flugzeugs“ zu dreimal lebenslänglicher Haft plus 110 Jahren sowie zu zwei Millionen Dollar Geldstrafe, die Reid nie bezahlen kann. Nach der Urteilsverkündung schrie er den Richter an. Sechs Wärter überwältigten Reid. Über seine Hintermänner schwieg er bis zuletzt. Die US-Behörden glauben, dass er die Bombe nicht selbst gebaut hatte, weil er sich dafür zu dilettantisch verhielt.
Eigentlich wollte er bereits einen Tag früher fliegen, doch fiel er der privaten Sicherheitsfirma ICTS auf dem Pariser Flughafen auf. Er reiste nur mit Handgepäck – ein Walkman, ein paar arabische Musikkassetten und Koranverse – und schien sehr nervös. ICTS benachrichtigte die Polizei, die Reid verhörte, bis er seine Maschine verpasste. American Airlines brachte ihn in einem Vier-Sterne-Hotel unter, wo er weiter vernommen wurde. Die aus seinen Schuhen ragenden Zündschnüre bemerkten die Beamten nicht. Am nächsten Tag durfte Reid fliegen. Die Metalldetektoren registrierten den Plastiksprengstoff nicht. Über dem Atlantik bemerkten Stewardessen dann Brandgeruch und ertappten Reid, wie er versuchte, eine der Zündschnüre an seinem Schuh mit Streichhölzern anzuzünden. Das rettete den 183 Passagieren das Leben.
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