Betr.: kinotaz nord

A

All or nothing Großbritannien/Frankreich 2002, R: Meike Leigh, D: Timothy Spall, Lesley Manville

„Mike Leigh, sarkastischer Beobachter des Alltäglich-Öden, zeigt die Arbeiterklasse Englands in komatösem Zustand. Er schildert das Leben dreier Familien in einer jener Betonsiedlungen Londons; hier sind die Gestalten versammelt, die sich abends vom Esstisch gerade noch vor die Röhre schleppen mögen: der Taxichauffeur (Timothy Spall), die Kassiererin (Lesley Manville), die verprügelte und geschwängerte Tochter, die Aufreißerin, die Säuferin - das Ensemble macht die Anhäufung von Stereotypen seltsam wahrscheinlich. Wie Mike Leigh eineinhalb Stunden dosierten Elends nüchtern vorbeiziehen lässt, um es schließlich im Tränenstrom aufzulösen, ist unverschämt. Und unnachahmlich.“ (Neue Zürcher Zeitung) HH

B

Der Baader Meinhof Komplex Deutschland 2008, R: Uli Edel, D: Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu

„Das Sachbuch von Stefan Aust wurde als großes Kino adaptiert, das zugleich analytisch sowie differenziert erzählt. Die Gewaltszenen werden mit den Mitteln von Actionfilmen inszeniert; die Show-Werte machen aber nie die Inhalte vergessen. Der Film versucht, sowohl den Terroristen wie auch den Vertretern der Staatsgewalt gerecht zu werden, indem er beide Seiten mit einer ähnlich objektiven Distanz beschreibt. Dies ist ein historischer Film über die jüngste bundesdeutsche Vergangenheit, und als solcher scheint er beeindrukkend authentisch. Von der Ausstattung über Kostüm, Make-up bis zur Sprechweise der einzelnen Protagonisten wirkt das alles wie aus einem Guss. Und so hat Uli Edel hier einen Film in der Tradition von Constantin Costa-Gavras gemacht: ‚Der Baader Meinhof Komplex‘ ist zugleich politisch und spannend.“ (Filmbewertungsstelle Wiesbaden) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Babylon A. D. USA/Frankreich 2008, R: Mathieu Kassovitz, D: Vin Diesel, Melanie Thierry

„Osteuropa in der nahen Zukunft: Der Söldner Toorop erhält den Auftrag, ein Mädchen und ihre Aufpasserin aus der Krisenregion illegal nach New York zu schmuggeln. Doch an der vermeintlichen Jung-Nonne sind viele interessiert, Gewalt, Korruption und Gegenspieler machen die Reise bald zum Himmelfahrtskommando. Trotz schöner Ideen, leidlich rasanter Action-Sequenzen und Gastauftritten von Herrn Depardieu und Frau Rampling ist Kassovitz‘ Film so konfus wie berechenbar. Auch für das große Genre-Spektakel reicht es leider nicht.“ (tip) H, HB, HH, KI

Back to Africa Österreich/Deutschland 2008, R: Othmar Schmiderer

„Singend und tanzend beschwören sie die Magie des schwarzen Kontinents und zaubern in der Zirkusshow ‚Afrika! Afrika!‘ von André Heller ein ‚Paradies der Lebensfreude‘ auf die Bühne: Fünf der Artisten begleitet Othmar Schmiderer ein Jahr lang, wobei die Besuche in der Heimat im emotionalen Zentrum stehen. Endlich ein echter Dokumentarfilm, möchte man jubeln: ohne betuliche Off-Kommentare und vordergründig gestrickte TV-Dramaturgie. Dafür mit Mut zur Langsamkeit und einer Nähe zu den Menschen, die den Zuschauer mitnimmt in das bi-kontinentale Leben der Künstler.“ (Cinema) HB, OL

Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? USA 2008, R: Ethan Coen, Joel Coen, D: George Clooney, Frances McDormand

„Drastische Komödie aus einem intriganten Washington, das von Schwachköpfen und Paranoikern bewohnt ist. Durch Dummheit und Gier gerät ein eh schon hirnrissiger Erpressungsversuch außer Kontrolle. In groben Zügen geht es um eine CD mit angeblichem CIA-Material, einen Reigen von Seitensprüngen und zwei Fitnesstrainer, die das schnelle Geld machen wollen. Im Hintergrund agieren diverse Geheimdienste, Scheidungsanwälte und völlig unerwartet auch die Russen. Das beträchtliche Staraufgebot (George Clooney, Frances McDormand, John Malkovich, Tilda Swinton und Brad Pitt) macht sich mit großer Freude zum Deppen und hinterlässt ein großartiges Chaos.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

C

Die Chroniken von Narnia – Prinz Kaspian von Narnia USA 2008, R: Andrew Adamson, D: Ben Barnes, William Moseley

„Der Prinz ist ein hübscher Bursche und hat daher viele Neider, die ihm nicht nur die Locken, sondern gleich den Kopf abschneiden möchten. Doch vier bleichgesichtige britische Kinder eilen ihm zu Hilfe. In Andrew Adamsons zweiter ‚Narnia‘-Verfilmung, beruhend auf den legendären Fantasy-Romanen von C. S. Lewis, reisen Londoner Teenager während des Zweiten Weltkriegs ins Königreich Narnia. Im Gegensatz zu den Helden bedauert der Zuschauer bald, keine Zeitreiserücktrittsversicherung abgeschlossen zu haben - so sehr nerven manche der Figuren, etwa die fechtende Maus Reepicheep, der man den Kater aus ‚Shrek‘ an den Hals wünscht.“ (Der Spiegel) H, HB, HH

Cinema! Italia! Neues italienisches Kino

Programm unter www. cinema-italia.net H, HB

Couscous mit Fisch Frankreich 2007, R: Abdel Kechiche, D: Mohamed Benabdeslem, Farida Benkhetache

„So berühmt und so unverwechselbar wie Fatih Akin in Deutschland ist Abdellatif Kechiche in Frankreich: Die Filme des einen wie des anderen sind geprägt von der Erfahrung und dem Selbstverständnis einer muslimisch geprägten Gesellschaft; in Frankreich stammen die Traditionen im Wesentlichen aus Nordwestafrika. Kechiche, 48, Sohn tunesischer Einwanderer, erzählt in ‚Couscous mit Fisch‘, wie ein alternder Werftarbeiter in einer südfranzösischen Hafenstadt unter schäbigen Vorwänden auf die Straße gesetzt wird und wie er in diesem Augenblick, als er nichts mehr zu verlieren hat, auf die abenteuerliche Idee verfällt, ein abgewracktes Schiff am Quai in ein Restaurant für Spezialitäten aus seiner Heimat zu verwandeln. Es ist das Projekt eines Narren, doch es bringt eine entwurzelte und zerrissene Großfamilie allmählich wieder zusammen, und Kechiches suggestive, geduldig genaue Erzählung schafft ein filmisches Wunderwerk: Seine Detailfülle und Lebendigkeit überwältigt, doch eine Unterströmung von Einsamkeit und Verzweiflung gibt ihm Tiefe.“ (Der Spiegel) HH

D

Dance for All Deutschland/Schweiz 2007, R: Elena Bromund

„Dance for All“ ist der Titel eines Tanzprojekts im südafrikanischen Kapstadt, das Kindern aus den Townships eine Zukunft geben soll. Dabei lautet das Motto: Tanzen verändert dein Leben. Und zu ändern gibt es viel. Überaus eindringlich beschreiben die beiden deutschen Regisseurinnen Elena Bromund und Viviane Blumenschein in ihrer Dokumentation den harten Alltag der Townships und begleiten drei junge Talente bei ihrer Ausbildung zu professionellen Tänzern. Wie diese mit unermüdlichem Elan an sich arbeiten, um sich einen Weg aus der Gosse zu bahnen, zeigt der Film packend und bewegend.“ (Der Spiegel) HB, HH

The Dark Knight USA 2008, R: Christopher Nolan, D: Christian Bale, Heath Ledger

„Ein nachtschwarzes Drama, das keine strahlenden Helden kennt. Der Joker terrorisiert Gotham City, Batman zweifelt an sich und seiner Rolle, und ein Staatsanwalt versucht, mit legalen Mitteln Recht und Ordnung durchzusetzen. Ein Schatten paranoider Bedrohung und fatalistischer Vorahnung hängt vom ersten Bild an über diesem Film, in dem jede Figur an den Rand der Katastrophe gerät. Ganz bewusst ruft der Film immer wieder gespenstische Erinnerungen an 9/11 hervor und fragt, mit welchen Mitteln man Terror bekämpfen kann.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Donnersperg & Asmus Tietchens isst einen Snickers

„Zwei unterschiedliche Kurzfilme aus dem kulturellem Umfeld von B-Movie und Hörbar. Den Zuschauer erwarten jedoch keine undurchschaubaren Szene-Welten, welche zum Verständnis eine cineastische oder atonale Vorbildung voraussetzen. Vielmehr geht es um die kleinen und großen Nichtigkeiten welche uns alle angehen, zwischen Pop-, Dada- und Trashkultur, Alltag, Routine, Politik und Geschichte.“ (B-movie) HH

E

Eagle Eye – Außer Kontrolle USA 2008, R: D.J. Caruso, D: Shia LaBeouf, Michelle Monaghan

„‚Computers don’t argue – Computer diskutieren nicht“, weiß ein geflügeltes Wort der Bürowelt. Zu welchen Konsequenzen das führen kann, zeigte nicht nur Kubricks „2001“, sondern Filme wie „Colossus“, „Alien“ und zig andere, kürzlich gar „Wall-E“. Kombiniert man diese Technophobie mit der US-Paranoia und dem Hang zum Überwachungsstaat, gelangt man zu Thrillern wie „Enemy of the State“, „Die Hard 4“ oder eben nun „Eagle Eye“. In dessen Fokus geraten zwei Normalos und werden zu einem mörderischen Komplott zur Elimination der US-Regierung gezwungen. Gelöscht wird mit Erfolg einzig die Glaubwürdigkeit des Cyberterror-Thrillers. Regisseur D. J. Caruso gibt schlicht zu viel Gas, verliert dabei auf halber Strecke die Bodenhaftung und crasht vor lauter Technoschwurbel in einen Haufen altbekannter Klischees.“ (Neue Zürcher Zeitung) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Elegy oder die Kunst zu lieben USA 2008, R: Isabel Coixet, D: Sir Ben Kingsley, Penélope Cruz

„‚Elegy oder die Kunst zu lieben‘ ist wohl die erste Altherrenphantasie der Filmgeschichte, die von einer Frau inszeniert wurde. Basierend auf dem Roman ‚Das sterbende Tier‘ von Philip Roth lässt die spanische Regisseurin Isabel Coixet (‚Das geheime Leben der Worte‘) ihren von Ben Kingsley gespielten Helden, einen angejahrten New Yorker College-Professor und Frauenhelden, wie einen eitlen Gockel auf und ab spazieren; doch statt ihm die Federn zu rupfen, treibt sie ihm die jungen Hühner zu. Die schlaue und schöne Studentin Consuela (Penélope Cruz) hat es ihm besonders angetan. Wenn die Regisseurin Cruz vor der Kamera drapiert, mit nichts als Stöckelschuhen bekleidet, betrachtet sie ihre Hauptdarstellerin mit dem Blick eines Lustgreises.“ (Der Spiegel) HH

Die Entdeckung der Currywurst Deutschland 2008, R: Ulla Wagner, D: Barbara Sukowa, Alexander Khuon

Zum Schluss des Films wird tatsächlich der historische Moment gezeigt, an dem Currypulver sich mit Ketchup vermischte und wenig später in einem Hamburger Imbiss die erste Currywurst verkauft und gegessen wurde. Doch wie schon in der Novelle von Uwe Timm ist diese ‚Entdeckung der Currywurst‘ nur der Aufhänger der Geschichte, in der von der Umbruchsituation in Deutschland am Ende des Zweiten Weltkrieges erzählt wird. Ulla Wagner erzählt ganz klassisch, fast ein wenig behäbig, aber dieser Stil und dieser Rhythmus sind dem Stoff angemessen. Der Film zeigt, wie die Zivilisten in jener Zeit ihren Alltag bewältigten, und dabei kommen all jene Qualitäten zum Vorschein, die auch schon das Buch von Timm ausgezeichneten. So gelingt es, eine Ahnung von dem Lebensgefühl jener Zeit zu vermitteln. Dabei sticht Barbara Sukowa heraus, die mit einer großen Intensität, Glaubwürdigkeit und ganz eigenen, bodenständigen Eleganz eine „proletarische Eva Braun“ verkörpert. (hip) H, HB, HH, HL, KI

F

Far Cry Deutschland 2008, D: Uwe Boll, D: Til Schweiger, Emmanuelle Vaugier

„Regisseur Uwe Boll bringt erneut ein Videospiel auf die Leinwand. Diesmal ballert sich Til Schweiger als ehemaliger Marinesoldat durch eine Geschichte, in der es um die Schaffung von genmanipulierten Soldaten als ultimative Waffe geht. Schweiger darf einmal mehr augenzwinkernd mit den Macho-Allüren seiner Figur kokettieren. Auch Nathalie Avelon und Ralf Moeller sind nicht so schlecht, wie es mancher gerne hätte. Am besten weiß allerdings Udo Kier als mad scientist zu gefallen, der den Wahnsinn seiner Figur mit souveräner Zurückhaltung vorführt.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, KI, OL

Fellinis Das süße Leben (La dolce vita) Italien/Frankreich 1959, R: Federico Fellini, D: Marcello Mastroianni, Anita Ekberg

„‚Marcello – das bin von Kopf bis Fuß ich selbst‘, gesteht Federico Fellini. Und es gehört Mut dazu, sich zu diesem Hanswurst zu bekennen, auch wenn Marcello Mastroianni ihn selbst unter demütigenden Umständen mit nonchalanter Würde ausstattet. Aber Marcello – das ist nicht nur der geheime Moralist Fellini oder der traurige Müßiggänger Mastroianni, das ist ein Prototyp des Mannes schlechthin. War das vielleicht der eigentliche Grund für den Skandal, für die Staats- und Kirchenaffäre, die diese unspektakuläre Zeitungschronik eines normalen römischen Sommers 1960 ausgelöst hat?“ (Wolfgang Brenner) HH

Finnischer Tango Deutschland 2008, R: Buket Alakus, D: Christoph Bach, Mira Bartuschek

Wer würde einem Schwerstinvaliden seinen Behindertenausweis klauen? Wer würde den neuen Rollstuhl eines Spastikers auf dem Hehlermarkt verhökern? Wer würde einer jungen, geistig behinderten Frau ihre Ersparnisse abluchsen und sie einem Callboy zuführen? Sie sehen, wir haben es bei dem Protagonisten des Spielfilms „Finnischer Tango“ mit einem ziemlichen Früchtchen zu tun. Alexander heißt dieser asoziale und gefühllose Klotz von einem Mann – überraschend ist nur, dass er auf seinem Akkordeon so schön traurige Tangos spielen kann. Er steckt so tief im Schlamassel, dass er sich als Epileptiker ausgeben muss, um sich so Arbeit in einem Theaterprojekt für Behinderte und dann Unterschlupf in deren Wohngemeinschaft zu erschwindeln. Doch bei dieser Gruppe findet er sich schnell in einem Crashkurs im Fach Empathie wieder. Der bisher erfolgreichste in Bremen produzierte Spielfilm „Verrückt nach Paris“ folgt dem gleichen dramaturgischen Muster, und so verwundert es kaum, dass mit Eike Besuden einer der beiden Regisseure jenes Films bei „Finnischer Tango“ als Produzent mitgearbeitet hat.Während „Verrückt nach Paris“ filmisch eher grob gestrickt war und vor allem durch die intensive Darstellung der behinderten Schauspieler überzeugte, ist „Finnischer Tango“ sowohl vom Drehbuch wie auch von der Regie her ein ausgefuchstes Werk. (hip) BHV, HB, HL, KI

Freche Mädchen Deutschland 2008, R: Ute Wieland, D: Henriette Nagel, Emilia Schüle

„Erste Liebeserfahrungen dreier vierzehnjähriger Freundinnen. Ein Film, der bekannte Muster bedient, aber durch das Trio der Hauptdarstellerinnen ebenso überzeugt wie dadurch, dass er nicht wenigen Figuren Entwicklungsmöglichkeiten zubilligt. Verfilmung der erfolgreichen Buchserie.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Das Fremde in Mir Deutschland 2008, R: Emily Atef, D: Susanne Wolff, Johann von Bülow

„Junge Mutter erkrankt nach der Geburt ihres Sohnes an postnataler Depression. Aufs erste Kind haben sich Rebecca und Julian wie verrückt gefreut, doch als der Junge wohlbehalten auf der Welt ist, spürt Rebecca, dass ihr der emotionale Bezug zum Kind fehlt. Das eindringliche Elterndrama lief auch beim Festival in Cannes, Hauptdarstellerin Susanne Wolff erhielt für ihre beeindruckende Leistung den ‚Förderpreis Deutscher Film‘ beim Filmfest München.“ (Cinema) HH

Frontalknutschen USA 2008, R: Gurinder Chadha, D: Alan Davies, Georgia Groome

„Gurinder Chadha, Regieexpertin in generationsunabhängigen Frauenfragen (‚Kick It Like Beckham‘, ‚Liebe lieber indisch‘), verfilmt die beiden Startbände der erfolgreichen Teenbücher von Louise Rennison. Ihre Komödie über die ersten Beziehungsabenteuer junger Mädchen hat Charme, Witz und Protagonistinnen, die mit ihrer Natürlichkeit eine einfache Geschichte im Ton eines romantischen Märchens tragen.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI, OL

G

Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra Italien 2008, R: Matteo Garrone, D: Salvatore Abruzzese, Simone Sacchettino

„Roberto Saviano lebt gefährlich. Der junge Autor aus Neapel schrieb 2006 ein Buch über die italienische Mafia. ‚Gomorrha‘ war ein riesiger Erfolg, auch weil Saviano kein Blatt vor den Mund nahm und die Unsitten der Camorra, wie die Mafia in Neapel heißt, eindrücklich beschrieb. Matteo Garrone verfilmte mit ‚Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra‘ nun diese brisante Buchvorlage. Er erzählt gekonnt von den kriminellen Machenschaften und menschlichen Verstrickungen anhand von fünf Einzelschicksalen und schreibt damit die Tradition großer Mafia-Filme wie ‚Scarface‘ oder ‚Der Pate‘ fort.“ (tip) H, HH

H

Happy-Go-Lucky Großbritannien 2008, R: Mike Leigh, D: Sally Hawkins, Eddie Marsan

Gehen Ihnen nicht auch jene Leute furchtbar auf die Nerven, die ständig gute Laune haben? Diese ewig lächelnden Gutmenschen, die dann meist auch noch missionarisch jeden dazu bekehren wollen, alles positiv zu sehen? Genau solch ein Mensch ist Poppy, eine 30jährige Londoner Vorschullehrerin, deren Optimismus schon fast monströse Züge annimmt. In Leighs‘ „Naked“ von 1992 stand ein durch und durch zynischer Misanthrop im Mittelpunkt, und „Happy-Go-Lucky“ wirkt nun wie der absolute Gegenentwurf dazu. Mit der gleichen Radikalität wird hier wieder die Welt ganz aus der Perspektive der Protagonistin gesehen, und vielleicht ist es eine der größten Leistungen von Leigh, dass ihm das auch hier gelingt. Denn diese laute, immer in schreienden Farben gekleidete Frau, die zuerst wie ein emotionales Stehaufmännchen wirkt, bekommt im Laufe des Films eine ganz erstaunliche Tiefe. (hip) HH

Heimatkunde Deutschland 2008, R: Andreas Coerper, Martin Sonneborn

„Ist der ehemalige Ost-West-Grenzstreifen fast zwei Jahrzehnte nach der Einheit eine Twilight Zone? So sieht es jedenfalls der ehemalige ‚Titanic‘-Chefredakteur Martin Sonneborn, der 250 Kilometer dieser Grenzlinie abgefahren ist und dabei interessante Entdeckungen macht. In der innerdeutschen Realsatire ‚Heimatkunde‘ gibt er ganz normalen Bürgern die Gelegenheit zu unfreiwilliger und absurder Komik, die so nur das Leben selbst schreiben kann.“ (tip) HH

Hellboy – Die goldene Armee USA 2008, R: Guillermo Del Toro, D: Ron Perlman, Selma Blair

Die Comicfiguren in „Hellboy – Die Goldene Armee“ haben mehr Persönlichkeit als die Darsteller in manchen Realfilmen. Es gibt zwar kaum eine Einstellung im Film, die ohne Spezialeffekte auskommen würde, aber mit diesen kann Del Toro inzwischen so virtuos seine phantastischen Welten schaffen, dass man von seiner überbordenden Phantasie schier überwältigt wird. Und beim Titelhelden kommt dazu noch die schauspielerische Leistung von Ron Perlman, der so mit seiner Rolle verschmolzen zu sein scheint, dass man schnell all die Tricks und all das Make-up vergisst und dieser sympathische Teufelsjunge tatsächlich vor den Augen der Zuschauer lebendig zu werden scheint. Auch die anderen Superhelden wie der Fischmensch Abe Sapien, die schnell entflammbare Liz und der preußisch korrekte Johann Kraus wurden so komplex und charmant geschrieben, entworfen und gespielt, dass jeder mit seinen ganz eigenen Skurrilitäten, Schwächen und „menschlichen“ Problemen fasziniert. (hip) HB, HH, HL

House Bunny USA 2008 , R: Fred Wolf, D: Anna Faris, Colin Hanks

„Gefallenes Playboy-Bunny trifft auf verklemmte Studentinnen und stylt sie zu Tussis hoch, woraufhin alle partytauglich, beliebt und glücklich werden. Bescheuerte amerikanische Teenie-Komödie mit schlechten Gags und peinlicher Moral.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, KI, OL

I

Ich habe den englischen König bedient Tschechien/Slowakei 2006, R: Jirí Menzel, D: Ivan Barnev, Julia Jentsch

„In einer skurrilen Zeitreise, die von den 1920er- bis in die 1950er-Jahre führt, erzählt Jirí Menzel vom Aufstieg und Fall eines tschechischen Kellners. Die kleinwüchsige Hauptfigur erinnert sich dabei an die Zeit der ersten tschechischen Republik, der deutschen Besatzung und des Nachkriegs. Politische Umbrüche und heftige Amouren erhalten in seiner Rückblende ein ähnliches Gewicht, wobei es dem Film vorrangig um das Charakterbild eines um Anpassung bemühten und primär am eigenen Fortkommen interessierten Kleinbürgers geht. Dabei nähert sich Menzel seinem Helden eher zärtlich als mit dem Gestus der Abrechnung, bevorzugt weiche Töne und sinnliche Bilder und jongliert lustvoll mit der Filmgeschichte. Der schöne, vielleicht etwas altväterliche Abschluss eines meisterlichen Lebenswerks.“ (filmdienst) HB

J

Jules und Jim Frankreich 1961, R: Francois Truffaut, D: Jeanne Moreau, Oscar Werner

“Der geborene Östereicher Jules (Oscar Werner) und der französische Schriftsteller Jim haben sich vor dem Ersten Weltkrieg auf dem Montmartre kennengelernt. Beide verlieben sich in das selbe Mädchen, Cathérine (Jeanne Moreau). Nach dem Krieg sehen sie einander wieder. Den – tödlich endenden – Roman ihrer seltsamen Liebe zu dritt schildert Truffauts Films mit eminentem Fingerspitzengefühl für die Zwischentöne des Menschlich-Seelischen ebenso wie des Filmisch-Optischen. Zum ästhetischen Genuss tragen auch die sensible Kameraführung und der fließende Schnitt bei.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

K

Klute USA 1970, R: Alan J. Pakula, D: Jane Fonda, Donald Sutherland

„Ein Privatdetektiv durchstreift auf der Suche nach einem verschwundenen Freund die New Yorker Halbwelt, kommt in engeren Kontakt mit einem Callgirl und entlarvt einen vermeintlich ehrbaren Bürger als mehrfachen Mörder. Psychothriller mit bedrückender Atmosphäre; eine nüchterne Studie über gestörte menschliche Beziehungen. Jane Fonda und Donald Sutherland spielen unter Pakulas meisterhafter Regie ökonomisch und präzise.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Krabat Deutschland 2008, R: Marco Kreuzpaintner, D: David Kross, Daniel Brühl

„„Krabat“ erzählt nach Otfried Preußlers gleichnamigem Jugendbuch-Klassiker von einem Zauberlehrling . Der Film schwelgt in erdenschweren Bildern von Knechtschaft und Tod, lässt einen finsteren Meister der Schwarzen Kunst walten und eine furchtsame Burschenschaft so viel schuften, dass sie kaum zum Zaubern kommt. Leinwand-Magie kann sich bei so viel Trübsinn nicht entfalten - Harry Potter hilf!“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Kung Fu Panda USA 2008, R: John Stevenson, Mark Osborne

Po, der Panda, hat einen Traum – und damit auch ein Problem: Verfressen und schwergewichtig schuftet er in einem Nudelrestaurant, während er sich ganz dem asiatischen Kampfsport Kung-Fu verschrieben hat. In diesem Animationsfilm wird Po zum ‚Drachenkrieger‘ bestimmt, der sein Heimatdorf vor der Rückkehr des schrecklichen Schneeleoparden Tai Lung bewahren soll. Sein Mentor und Kung-Fu-Meister Shifu sieht angesichts der auserwählten Panda-Kampfkugel eher schwarz, was dessen Siegeschancen angeht. Dynamische Animationen und charmante Charaktere werden beim jungen Publikum gut ankommen. (Rheinischer Merkur) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Die Kunst des negativen Denkens Norwegen 2006, R: Bård Breien, D: Fridtjov Saheim, Kirsti Eline Torhaug

„Die Feelbad-Komödie des Jahres: Der 33-jährige Geirr sitzt nach einem Unfall im Rollstuhl. Weil Ingvild den Zynismus und das Selbstmitleid ihres Freundes nicht länger erträgt, hetzt sie ihm die Therapeutin Tori mit einer Horde gut gelaunter Vorzeigebehinderter auf den Hals. Doch statt sich von ihrem Optimismus anstecken zu lassen, zieht Geirr die Mitglieder der Gruppe nach und nach auf seine Seite. Ein intelligentes Plädoyer gegen Political Correctness und Gute-Laune-Zwang, das so clever wie unterhaltsam ist.“ (Cinema) HB, HH

L

Das Lächeln der Sterne USA/Australien 2007, R: George C. Wolfe, D: Diane Lane, Richard Gere

„Es hätte zum Heulen schön sein können. Hollywood-Beau Richard Gere in einem Film nach Schmacht-Autor Nicholas Sparks (‚Message in a Bottle‘). Doch wer glaubt, ‚Das Lächeln der Sterne‘ sei der richtige Film, um mit der besten Freundin zusammen eine Packung Taschentücher vollzuschniefen, der irrt. Sicher, die Geschichte um den Arzt Paul (Gere), der nach einem tödlichen Kunstfehler die Familie der Verstorbenen aufsuchen will und im Hotel auf die vom Gatten betrogene Adrienne (Diane Lane) trifft, ist tränenreich geschrieben. Wenn sie aber so künstlich verkitscht daherkommt, wie in der Regie von George C. Wolfe, dann kann auch der Knitterblick von Richard Gere das Herz nicht rühren. (Cinema) H, HB, HH, HL, KI, OL

Leg dich nicht mit Zohan an USA 2008, R: Dennis Dugan, D: Adam Sandler, John Turturro

„Überdrehte Komödie mit Adam Sandler, der den tödlichsten Agenten des Mossad spielt, der sich in New York als Friseur eine neue Existenz aufbaut, bis er von der Vergangenheit eingeholt wird. Nach ‚Chuck und Larry‘ packt Adam Sandler erneut ein heißes Eisen an. Unterstützt von seinem langjährigen Weggefährten Dennis Dugan (Regie u. a. bei ‚Happy Gilmore‘ oder ‚Chuck und Larry‘) und Comedy-Produzent Judd Apatow, wagt sich der Komödien-Superstar an die erste Slapstick-Komödie Hollywoods über den Nahost-Konflikt. Der gewohnt alberne Humor erhält durch die Thematik eine gewisse Sprengkraft, aber in erster Linie ist ‚Leg dich nicht mit Zohan an‘ eine bunte, gut gelaunte Klamotte, die in alle Richtungen kräftig austeilt und jeder Form von Extremismus eine Absage erteilt.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, KI, OL

Lemon Tree Deutschland/Israel 2008, R: Eran Riklis, D: Hiam Abbass, Rona Lipaz-Michael

„Der Streit um den Zitronenhain einer palästinensischen Witwe, der dem geplanten neuen Domizil des israelischen Verteidigungsministers weichen soll, dient als melancholische und selbstironische Metapher, die die Widersprüche der israelisch-palästinensischen Gesellschaft mit Poesie, Trauer, Wut und schwarzem Humor beschreibt.“ (filmdienst) H, HB, HH

Le silence de Lorna – Lornas Schweigen Belgien/Franlreich 2008, R: Jean-Pierre u. Luc Dardenne, D: Arta Dobroshi, Jeremie Renier

„Das Geld“ wäre der perfekte Titel für diesen Film gewesen, aber „L`Argent“ heißt leider schon ein Film von Robert Bresson. Geld ist das Leitmotiv, das diesen Film durchzieht. Ständig wird mit ihm bezahlt, wird es gezählt, versteckt, hervorgeholt, über es geredet, für es gelitten. Die Kamera folgt ausschließlich der Protagonistin Lorna, und wenn der Zuschauer ihr durch die Handlung dieses Filmes folgt, wird er dazu eingeladen, ihre Handlungen und moralischen Entscheidungen zu durchdenken und zu bewerten. Die junge Frau ist zu Beginn des Films Komplizin bei einem schmutzigen Geschäft, und dass sie ausgerechnet in einer Reinigung arbeitet, ist nur eine der versteckten Ironien des Films. Die Gebrüder Dardenne erzählen hier wieder meisterlich von einem armen Sünder, dem nach redlichem Bemühen Gnade gewährt wird. Lorna entwickelt sich auf einem schwierigen und leidvollen Weg von einem Objekt, das gekauft und benutzt wird, zu einem Subjekt, das sich frei entscheiden und wehren kann. (hip) H, HB, HH, KI

Life is Sweet Großbritannien 1990, R: Mike Leigh, D: Alison Steadman, Jim Broadbent

„Das scheinbar wohlgeordnete Leben einer englischen Mittelstandsfamilie - Eltern und Zwillingstöchter - zeigt sein wahres Gesicht, als hinter der Fassade von aufgesetzter Fröhlichkeit Ängste und gesellschaftliche Krankheiten zum Vorschein kommen. Anfangs aufgedreht fröhliche, dann zunehmend groteskere Komödie um Menschen, die ihre selbstgewählte Rolle im Leben nur ungenügend ausfüllen. Ein hervorragend inszenierter, trotz aller Garstigkeiten einfühlsamer und warmherziger Blick auf die britische Mittelschicht.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Der Love Guru USA 2008, R: Marco Schnabel, D: Mike Myers, Ben Kingsley

Nach ‚Austin Powers‘ zieht der Kultkomiker der 90er Jahre die Zunft der selbsternannten US-Heilsbringer durch den Kakao. Es fällt schwer, der neuen Mike-Myers-Komödie etwas Positives abzugewinnen. Wenn er als Klischee-Inder Sprüche wie ‚Du bist du‘ zum Besten gibt, wirkt das so altbacken wie sein angeklebter Bart. Der Film handelt von der Beziehungskrise eines Eishockey-Stars bei den Toronto Maple Leafs. Kaum hat Myers alias Guru Pitka dessen Liebe gerettet, gewinnt das Team den Cup. Originell ist anders.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

M

Mala Noche USA 1985, R: Gus Van Sant, D: Tim Streeter, Doug Cooeyate

“Mala Noche - Bad Night, so heißt der Debütfilm des Regisseurs Gus van Sant, der für die Darstellung von Schwulen im Kino nun wirklich einiges getan hat. Der Film stammt aus dem Jahre 1985, spielt in Oregon und handelt von einem erotischen Katz-und-Maus-Spiel zwischen zwei mexikanischen Teenagern und einem Amerikaner.“ (taz) HH

Mamma Mia! USA/Großbritannien 2008, R: Phyllida Lloyd, D: Meryl Streep, Pierce Brosnan

„Zu einer Hochzeitsfeier vor griechischer Traumkulisse erscheinen drei erwachsene Männer. Der Überraschungsbesuch bringt die Mutter der Braut in Erklärungsnot. Denn alle drei kommen als Vater ihrer Tochter in Frage. Zugeschnitten auf ein Publikum aus kleinen und großen Mädchen, ist ‚Mamma Mia!‘ ein kreischbuntes Happening, in dem pausenlos Sekt getrunken und mit ständig wechselnder Garderobe getanzt wird. Unterlegt mit den schönsten Liedern von ABBA, wurde diese ans Bauerntheater erinnernde Story bereits zum erfolgreichsten Bühnenmusical aller Zeiten. Die Verfilmung hat dem Stoff nun jede Erinnerung an eine Samstagabend-Show aus den 70ern ausgetrieben. Was vor allem an den herausragenden Darstellern liegt - allen voran eine starke Meryl Streep. Wenn sie in der Rolle der einst so flippigen Brautmutter ‚The Winner Takes It All‘ interpretiert, dann erhält der Discosong plötzlich tragische Tiefe. Und wenn Pierce Brosnan als einer ihrer Ex-Liebhaber zeigt, wie toll er nicht singen kann, fühlt man sich gerührt und nicht geschüttelt. Solche Momente sind es, die das Musical sehenswert machen.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Mensch, Dave USA 2008, R: Brian Robbins, D: Eddie Murphy, Eddie Murphy

„Eddie Murphy einmal mehr in einer Doppelrolle: einerseits als außerirdisches Raumschiff, andererseits als dessen Commander. Bei der Mission, auf der Erde einen Stein zu finden, der das Überleben seiner Rasse sichern soll, muss Dave menschliche Verhaltensweisen lernen. Sympathische Familienkomödie ohne die üblichen Murphy-Zoten.“ (tip) H, HB, HH, OL

Metropolis Deutschland 1926, R: Fritz Lang, D: Brigitte Helm, Alfred Abel /Stummfilm

„Eines der letzten Beispiele von der imaginativen – doch oft auch monströsen – Grandieur der goldenen Ära des deutschen Stummfilms. „Metropolis“ ist ein spektakuläres Aushängeschild für expressionistisches Design (in dem Menschenmassen architektonisch angeordnet wurden), mit Momenten von fast unglaublicher Schönheit und Kraft (etwa die visionäre Sequenz über den Turmbau von Babel), absurden Ungeschicklichkeiten (der liebeskranke Held in seinen lächerlichen Knickerbokkern), und Merkwürdigkeiten, die sich jeder Analyse entziehen (das bizarre, lüsterne Zwinkern des Roboter-Vamps). Es ist eine wunderschöne, auch heute noch verblüffende Torheit.“ (Pauline Kael) H

Der Mondbär – Das große Abenteuer Deutschland 2008, R: Mike Maurus, Thomas Bodenstein, Hubert Weiland

„Gabriele Walther und Frank Piscator brachten 2005 und 2006 bereits die beiden „Felix“-Filme ins Kino. Nun nahmen sie sich der Kinderbuchreihe von Rolf Fänger und Ulrike Möltgen an und bringen sie, nachdem der „Monbär“ schon über den Fernsehschirm flimmerte, auf die große Leinwand. Die Regisseure Mike Maurus und Thomas Bodenstein schufen daraus einen lustigen und lehrreichen Kinderfilm vor allem für die Kinofans im Vorschulalter.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, KI, OL

N

Neulich in Belgien Belgien 2008, R: Christophe van Rompaey, D: Barbara Sarafian, Jurgen Delnaet

„Komisch, dramatisch und gefühlvoll erzählt Christophe van Rompaey in seinem Frische ausstrahlenden Regiedebüt, wie aus einem Unfall die große Liebe wird. In der sympathischen, dennoch genauen Schilderung der Arbeiterschicht wandelt er auf den Pfaden von Ken Loach. Beim Publikumshit der Festivals in Cannes und München überzeugt die Treffsicherheit der Dialoge und die Echtheit der Figuren und insbesondere die brillante Hauptdarstellerin Barbara Sarafian.“ (Blickpunkt:Film) HB

NoBody’s Perfect Deutschland 2008, R: Niko von Glasow-Brücher, D: Stefan Fricke, Kim Morton

„Vor beinahe 50 Jahren kamen bei der vorgeburtlichen Kontamination durch das Schlafmittel Contergan 10 000 Säuglinge mit verkürzten Gliedmaßen auf die Welt. Von solchen Menschen, die nun mitten im Berufsleben stehen und sich trotz ihrer Behinderung beweisen konnten, handeln Niko von Glasows offenherzige Porträts. Das Filmprojekt hat von Glasow mit der Konzeption eines Pin-up-Kalenders verbunden, in dem er sich und seine elf Protagonisten unverhüllt vor der Kamera präsentiert. Herausgekommen sind phantastische Fotos und ein mitreißender Film über zwölf ungewöhnliche Menschen und deren kreativen Umgang mit dem ‚Anderssein‘.“ (Rheinischer Merkur) HH

P

Paula Modersohn-Becker, ein Atemzug... Deutschland 2007, R: Nathalie David

„In ihrer Dokumentation über die Malerin Paula Modersohn-Becker zeichnet Nathalie David den Lebensweg und die Entwicklung der frühexpressionistischen Künstlerin nach, indem sie zu Bildern der Gemälde und Landschaftsaufnahmen von Worpswede vor allem aus Briefen und Tagebuchaufzeichnungen der Modersohn-Beckers, ihrer Eltern, des Gatten (der Maler Otto Modersohn) und Rainer Maria Rilkes lesen lässt. Dies verdeutlicht nicht nur einleuchtend die von antiken Porträtdarstellungen bis zu japanischen Holzschnitten reichenden Einflüsse Modersohn-Beckers und ihr Ringen um den eigenen künstlerischen Ausdruck, sondern lässt auch ohne Sentimentalität die schwierige Ehe mit Modersohn und die Freundschaft zum Dichter Rilke und seiner Frau Clara Westhoff lebendig werden.“ (tip) H, HH

Q

Queerfilm Festival Programm unter www.kino46.de HB

R

Recycle Jordanien/Niederlande/Deutschland/Schweiz/USA 2007, R: Mahmoud Al MassadRobert / Originalfassung mit Untertiteln

„Der Film zeigt den Alltag eines frommen Moslems aus der jordanischen Stadt Sarka, der früher in Afghanistan gegen die Russen kämpfte und ein Buch über den „Heiligen Krieg“ verfasste. Obwohl er der politischen Agitation lange abgeschworen hat, stellt der US-Krieg „gegen den Terror“ alte Fragen wieder neu. Der Dokumentarfilm verweigert konsequent alle Identifikationsangebote und präsentiert seinen Protagonisten und dessen Lebensumfeld als Spiegel für die komplexe politische Situation im Nahen Osten.“ (Lexikon des internationalen Films) H

S

Sankt Pauli – Rausgehen. Warmmachen. Weghauen. Deutschland 2008, R: Joachim Bornemann

„Dokumentarfilm, der die Geschichte vom Bau der Südtribüne am Hamburger Millerntor mit dem 2007er Aufstieg des Regionalligisten in die 2. Bundesliga kombiniert. Fan-Film der frei von tieferer Recherche St.-Pauli-Bilder und Eindrücke aus dem Jahr 2007 kombiniert und dabei auch die wichtigsten Demos im Stadtteil nicht vergisst. Nur für Pauli-Fans interessant.“ (tip) HB, HH, HL

Schlachtvieh Deutschland 1963, R: Egon Monk, D: Ingmar Zeisberg, Ernst Jacobi

„‚Schlachtvieh‘ gehört zu einer Reihe von zeitkritischen Sendungen, die Egon Monk, 1960-1968 Leiter der Fernsehspielabteilung des Norddeutschen Rundfunks in Hamburg, realisiert hat. Diese Produktionen fanden in der Öffentlichkeit oft eine kontroverse Aufnahme und das sollten sie auch. ‚Beunruhigen, stören, unzufrieden und zweiflerisch machen, sich querlegen sollten sie‘, erklärte Monk 1979 anlässlich einer wiederholten Fernsehausstrahlung.“ (deutsches-filmhaus) HH

Schmetterling und Taucherglocke Frankreich/USA 2007, R: Julian Schnabel, D: Mathieu Amalric, Emmanuelle Seigner

„‚Le scaphandre et le papillon‘ (so der Originaltitel) klingt zwar poetisch, trifft die Sache aber nicht ganz. Denn der ‚scaphandre‘, jener altertümliche Taucheranzug mit aufgeschraubtem Helm, drängt sich dem Mann, der da nach einem schweren Schlaganfall fast vollständig gelähmt in einem Spitalbett liegt, immer wieder als Sinnbild seiner eigenen, unentrinnbar eingeschlossenen Existenz vor Augen. Dennoch gibt es auch die ‚Schmetterlinge‘, lichtere Momente des Glücks, die Jean-Dominique Bauby, Chefredaktor der französischen ,Elle‘, für kurze Zeit die Verzweiflung vergessen lassen – die Therapeutinnen, die Familie. Wenige Tage nach dem Erscheinen seiner ‚Lebensbeichte‘, die er Buchstabe um Buchstabe mit dem Wimpernschlag seines linken Auges diktierte, ist er 1997 gestorben. Mathieu Amalric verkörpert ihn in einer bewundernswürdigen Leistung; schlechthin phänomenal ist aber, wie der New Yorker Regisseur Julian Schnabel diesen durch und durch französischen Stoff inszeniert hat, mit einer künstlerischen Ingeniosität sondergleichen, in einer Fülle ebenso phantastisch-berückender wie bewegender Bilder und Situationen, die den Betrachter in Beklemmung und Anteilnahme fesseln.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB

Senator Obama Goes to Africa USA 2007, R: Bob Hercules, Keith Walker / Originalfassung ohne Untertitel

„Der demokratische Präsidentschaftskandidat besinnt sich auf seine Wurzeln. In diesem Dokumentarfilm verfolgt Barack Obama die Spuren seiner Familie und begibt sich auf eine emotionale Reise nach Kisumu, Kenia – die Heimat seines Vaters. Der Film zeigt den Senator sowohl auf seiner persönlichen Reise als auch als Diplomat in politischer Mission.“ (Metropolis) HH

Der Sohn von Rambow Großbritannien/Frankreich/Deutschland 2007, R: Garth Jennings, D: Bill Miner, Will Poulter

„Ein introvertierter Elfjähriger, erzogen nach den Richtlinien einer strenggläubigen Sekte, schlüpft, nachdem er eine Raubkopie des Actionfilms ‚Rambo‘ gesehen hat, als Sohn von Rambow in die Heldenrolle und übernimmt die Aufgabe, seinen Vater zu befreien. Dies geschieht als Hauptdarsteller eines Films, den ein Mitschüler drehen will. Ein Film voller überbordender Ideen, der die kindliche Einbildungskraft ebenso feiert wie die Fantasiemaschine Kino. Liebevoll und detailgenau inszeniert und ausgestattet, bietet er vergnügliche, hintersinnig-respektlose (Familien-)Unterhaltung.“ (filmdienst) HB

So ist Paris Frankreich 2008, R: Cédric Klapisch, D: Juliette Binoche, Romain Duris

„Ein junger Mann betrachtet die schönste Stadt der Welt voller Abschiedsschmerz, weil er leider an einem Herzfehler zu sterben droht: Das ist die melodramatische Grundsituation dieses tatsächlich hinreißenden Films, den der kitscherprobte Regisseur Cédric Klapisch (‚L’Auberge Espagnole‘) im Original hübsch größenwahnsinnig einfach ,Paris‘ genannt hat. Juliette Binoche spielt die herbe, aber großherzige Sozialarbeiterschwester des kranken Helden, die anbetungswürdige Mélanie Laurent dessen Traummädchen aus dem Haus gegenüber in dieser erstaunlich leichtfüßigen Patchwork-Story über das Leben, Lieben und Sterben in der großen Metropole. Der wahre Hauptdarsteller ist natürlich Paris selbst. Dem gelingt es ohne große Mühe, im Kino noch ein bisschen besser auszusehen als in der Realität.“ (Der Spiegel) BHV, HH

Star Wars: The Clone Wars USA 2008, R: Dave Filoni

„George Lucas schlägt das ‚Star Wars‘-Kapitel über die Klonkriege neu auf – als markiges, rein digitales Kriegsspektakel mit den bekannten Helden der Saga. ‚Dieser Krieg ist ein Patchwork aus bislang nicht erzählten Geschichten‘, so Lucas. Und so ist dieser Film auch nur der Auftakt zu weiteren Episoden, die als CGI-animierte TV-Serie folgen sollen. Die Effekte und der moderne Look sind durchaus spektakulär. Gewöhnungsbedürftig ist es dagegen, die Helden der Realfilme als animierte Charaktere auf eine ziemlich sparsame Mimik reduziert zu sehen.“ (Cinema) H, HH

Die Stiefbrüder USA 2008, R: Adam McKay, D: Will Ferrell, John C. Reilly

„Mit „Anchorman“ und „Ricky Bobby - König der Rennfahrer“ stellten Komiker Will Ferrell und Regisseur Adam McKay unter Beweis, dass ihnen in Sachen absurdem Nonsens niemand so schnell etwas vormachen kann. Nachdem sich die Combo Ferrell und John C.Reilly bereits in „Ricky Bobby“ als Volltreffer erwies, schneiderten sie sich nun die Rollen der verfeindeten Kindsköpfe Dale und Brennan auf den Leib und nahmen die Prämisse von „Tanguy – Der Nesthocker“, um im erprobten Improv-Comedy-Stil einen albernen Gag an den anderen zu reihen. Sehr lustig.“ (Blickpunkt:Film) HB

Super-Agent K9 (Superajan K9) Türkei 2008, R:Bülent Isbilen, D: Haldun Boysan, Fatih Altin

„In dieser türkischen James-Bond-Parodie muss ein tollpatschiger Geheimagent einen albanischen Superschurken zur Strecke bringen. Super-Agent K9Ein albanischer Superschurke vergiftet alle Teilnehmer eines Nato-Meetings. Der tollpatschige Agent K9 bemüht sich, ihm das Handwerk zu legen.“ (Cinema)H, HB, HH

T

Tage des Zorns Dänemark/Deutschland 2008, R: Ole Christian Madsen, D: Mads Mikkelsen, Thure Lindhardt

“Exzellent fotografiertes und gespieltes und aufreibendes Kriegs-Drama um zwei dänische Widerstandskämpfer im Kopenhagen des Jahres 1944. Regisseur Ole Christian Madsen beweist mit dem dänischen Kinohit, der in deutscher Koproduktion entstand, dass sich politische Stellungnahme und spannende Unterhaltung nicht ausschließen müssen. Er lässt seine Hommage an zwei Volkshelden vor aufwändig rekonstruierten historischen Kulissen entfalten.“ (Blickpunkt:Film) HH

Tage und Wolken Italien/Schweiz 2007, R: Sivio Soldini, D: Margherita Buy, Antonio Albanese

„Elsa und Michele führen ein beschauliches Leben in der italienischen Küstenstadt Genua. Er ist Teilhaber einer Firma, sie studiert Kunstgeschichte. Elsas Doktortitel wird mit einem rauschenden Fest gefeiert. Doch am nächsten Morgen folgt das böse Erwachen: Michele gesteht, dass er schon vor Monaten von seinem Geschäftspartner aus der Firma gemobbt wurde und seitdem arbeitslos ist. Silvio Soldini, der vor einigen Jahren mit ‚Brot & Tulpen‘ einen Überraschungshit landete, hat den sozialen Abstieg des Paares als nüchterne Charakterstudie inszeniert. Erstaunlich, dass man bei einem so bedrückenden Thema das Kino mit versöhnlichen Gefühlen verlässt.“ (Cinema) H, HB, HH

Tropic Thunder USA 2008, R: Ben Stiller, D: Ben Stiller, Jack Black

„Für seine erste Regiearbeit seit „Zoolander“ im Jahr 2001 hat sich Ben Stiller sein bislang ambitioniertestes Projekt ausgesucht: eine Actionkomödie über den Dreh eines spektakulären Kriegsfilms im vietnamesischen Dschungel. Bis in die letzte Rolle namhaft besetzt (herausragend: Robert Downey Jr.) und zusätzlich noch gespickt mit grandiosen Cameo-Auftritten (u. a. von Tom Cruise und Matthew McConaughey), lässt Stiller in seiner effektlastigen Variante von „Drei Amigos“ keine Gelegenheit aus, Hollywood und sich selbst durch den Kakao zu ziehen.“ (Blickpunkt:Film) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

U

U-900 Deutschland 2008, R: Sven Unterwaldt jr., D: Atze Schröder Oliver K. Wnuk

„Regisseur Unterwaldt unter Wasser: Mit seinem neuen Film präsentiert der Spezialist für die deutsche Sagen- und Märchenwelt („7 Zwerge“) eine Hommage an Wolfgang Petersens „Das Boot“. Dabei setzt er durchaus nicht nur auf Klamottiges, sondern bietet auch einige wunderbare Absurditäten, wenn sein großmäuliger Held anno 1944 auf der Flucht vor einem Nazigeneral in die Rolle eines U-Boot-Kommandanten schlüpft. Unterwaldt erweist sich hier als Mann für lakonischen Humor und als sorgfältiger Story-Konstrukteur.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Urmel voll in Fahrt Deutschland 2007/08, R: Reinhard Klooss, Holger Tappe

„Zu seinem Geburtstag bekommt der Dino Urmel ein Panda-Mädchen als ‚Schwesterchen‘ geschenkt, mit dem er sich zunächst gar nicht versteht. Doch dann verschlägt es die beiden auf eine Insel, wo sie es mit den verschlagenen Betreibern eines Vergnügungsparks zu tun bekommen. Als ihr Verschwinden bemerkt wird, setzen ihre Freunde einen Suchtruppe in Bewegung. Temporeiche, kindgerechte Zeichentrick-Geschichte, die in anrührenden Szenen vom Wert wahrer Freundschaft erzählt und sich gleichzeitig bemüht, die Hauptfigur des Kinderbuchautors Max Kruse einem Modernisierungsprozess zu unterziehen.“ (filmdienst) HB, HH, KI

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WALL·E – Der Letzte räumt die Erde auf USA 2008, R: Andrew Stanton

„Die Erde in 700 Jahren: Ein Schrott-Moloch, vor dem sich die menschlichen Verursacher längst auf Kreuzfahrt-Raumschiffe ins All geflüchtet haben. Nur WALL·E, der kleine Müllroboter, ist übrig geblieben. Hier verrichtet er seine Aufgabe, Schrott zu Würfeln zu pressen. Eines Tages landet die Robot-Drohne EVA mit der Mission, nach Lebensformen zu suchen, auf der Erde. Es beginnt die rührende Annäherung der beiden Metallwesen. Wunderschön in Bild, Ton und Erzählung ist dieser Animationsfilm aus dem Hause Pixar geraten, der sich von der ungewöhnlichsten Romanze des Jahres zu einem aufregenden Kampf um die Zukunft der Menschheit wandelt.“ (Rheinischer Merkur) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Wanted USA 2008, R: Timur Bekmambetow, D: Morgan Freeman, Angelina Jolie

„Nach mehreren Millionenblockbustern in Russland durfte sich „Wächter der Nacht“-Regisseur Timur Bekmambetov nun mit der Graphic-Novel-Adaption „Wanted“ erstmals in Hollywood austoben - mit vielfach höherem Budget als bislang und mit Namen wie Angelina Jolie, Morgan Freeman und James McAvoy auf der Besetzungsliste. Letzterer startet hier als Loser mit 08/15-Job und kaputter Beziehung, bevor er von einer rätselhaften Bruderschaft zum Killer ausgebildet wird. Um klaffende Logiklöcher herum entlädt sich dabei nach und nach ein aufgepumptes Style-Action-Gewitter. Ebenso atemloses wie erschöpfendes Effektkino.“ (tip) H, HB, HH, KI, OL

Winx Club – Das Geheimnis des verlorenen Königreichs Italien 2007, R: Iginio Straffi

„Der Kinofilm zur TV-Serie zur Musik-CD zum Comic-Magazin zur Spielzeugfigur zur Bettwäsche zum Panini-Sammelbildchen - die heile Welt der Kindheit scheint fast verloren, doch noch kämpfen tapfere Eltern gegen das dunkle Imperium des ‚Winx Club‘.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, OL

Wolke 9 Deutschland 2008, R: Andreas Dresen, D: Ursula Werner, Horst Westphal

„In seinem neuen Spielfilm ‚Wolke 9‘ zeigt der Potsdamer Regisseur Andreas Dresen (‚Sommer vorm Balkon‘), wie wild graue Panther noch sein können: Eine Mittsechzigerin beginnt nach 30 Jahren harmonischer Ehe eine stürmische Affäre mit einem 76-Jährigen. Von einem Frühlingserwachen mitten im Spätherbst erzählt Dresen in seinem Film, von pulsierender Leidenschaft und von großen Gefühlen, die nicht altern. Ausgerechnet in Cannes, normalerweise ein Hort des Jugendwahns, behauptet Dresen, dass wirklich erfüllender Sex bisweilen erst jenseits der sechzig zu haben ist.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL

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Young@Heart Großbritannien 2007, R: Stephen Walker, Sally George

„Die Mitglieder des Seniorenchors Young@Heart verbringen ihre Zeit lieber auf der Bühne als im Schaukelstuhl. Wie die 93-jährige Eileen Hall, die mit ihrer Performance des Punkhits ‚Should I Stay or Should I Go?‘ die Menge zum Toben bringt. Stephen Walker hat den Chor bei seinen Proben beobachtet und wirft einen humorvollen Blick auf das Privatleben der Rock-Rentner, für die Musik pure Energie bedeutet. Vor allem für Joe Benoit (83), der schon sechs Chemotherapien hinter sich hat und das ärztliche Auftrittsverbot konsequent ignoriert. Diese Doku macht Lust auf den Ruhestand.“ (Lexikon des internationalen Films) H, HB, HH, HL, OL