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Archiv-Artikel

Niedersächsischer FDPler NPD-Gastgeber

In der Gaststätte „Heidejäger“ von Johann Westermann tagte die NPD. Der FDP-Direktkandidat fühlt sich getäuscht

BERLIN taz ■ „Ich bin ein Demokrat und kein Rechter!“ Johann Westermann ist ungehalten. Der niedersächsische FDP-Direktkandidat für die Landtagswahlen am Sonntag (Wahlkreis Bremervörde) betreibt das Hotel und Tagungshaus „Zum Heidejäger“ seit knapp zwei Jahrezehnten – und beherbergt Versammlungen von Rechtsextremisten.

So war es beispielsweise beim Landesparteitag der NPD Niedersachsen im Juni 2000, der beim „Heidejäger“ stattfand. Unter den Gästen: der verurteilte Rechtsterrorist und NPD-„Ordnungsdienstleiter“ Manfred Börm sowie der Hamburger Neonazi Christian Worch. Im niedersächsischen Verfassungsschutzbericht heißt es dazu: „Die Zusammenarbeit der niedersächsischen NPD mit Neonazis wurde öffentlich dokumentiert durch die Teilnahme des Hamburger Neonazis Christian Worch, der auf dem Landesparteitag ein Referat zum Thema ‚Verfassungsanspruch und Verfassungswirklichkeit‘ hielt.“ Bilder in der NPD-Propagandapostille Niedersachsenspiegel zeigen einen mit NPD-Fahnen geschmückten Raum in Westermanns Hotel.

Westermann fühlt sich getäuscht. Gegenüber der taz behauptete er gestern, er sei von der NPD getäuscht worden. „Die haben sich unter falschem Namen bei mir eingenistet“, sagte er. Danach habe er der NPD Hausverbot erteilt. Mehr will der 50-Jährige, der nach eigenen Angaben vor zwei Jahren Mitglied der Liberalen wurde, zu seinen rechten Gästen nicht sagen.

Den Sicherheitsbehörden in Niedersachsen hingegen ist der „Heidejäger“ durchaus als rechtsextremer Veranstaltungsort bekannt. „Wir beobachten das seit einigen Jahren“, so Rüdiger Hesse, Sprecher des niedersächsischen Verfassungsschutzes zur taz. Im Internet schmückt sich „das Familienhotel mit Tradition“ mit FDP- und CDU-Versammlungen, bei denen Bundestagsabgeordnete wie Günther Rexrodt (FDP) oder Günter Bargfrede (CDU) auftraten.

Der Verfassungsschutz Schleswig-Holstein beobachtete hingegen noch im Jahr 2001 weitere Rechtsextremisten im „Heidejäger“: beispielsweise den „Arbeitskreis für deutsche Politik (AfdP)“, der in Westermanns „Heidejäger“ Wochenendseminare veranstaltete – unter anderem mit Neonazianwalt Horst Mahler.

Im Internetbanner des „Heidejägers“ hält ein Waidmann demonstrativ ein Jagdgewehr im Arm. In jüngeren Jahren hat auch FDP-Wirt Westermann schon mal zur Waffe gegriffen. Als im Oktober 1987 zwei Dutzend linke Gegendemonstranten eine öffentlich angekündigte NPD-Versammlung im „Heidejäger“ stören wollten, zog der Wirt nach Augenzeugen eine Gaspistole gegen die Linken. Das brachte Westermann eine Geldstrafe wegen Nötigung ein.

„Die FDP hat mit den anderen Parteien im Jahr 2001 einen Bundestagsantrag eingebracht, in dem alle Bürger aufgefordert werden, rechtsextremistischer Propaganda zu widersprechen. Herr Westermann hätte in seinem eigenen Haus da sehr viel zu tun“, sagt Michael Quelle von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN/BdA).HEIKE KLEFFNER