: Ein Band für den grünen Nachwuchs
Zu DDR-Zeiten war der TSC ein hauptstädtischer Großclub mit einem formidablen Ausstoß von Spitzenathleten. Heute ist der Verein schon froh, wenn seine erfolgreiche Jugendarbeit im Volleyball anerkannt wird
Die Liste der Titelträger des TSC ist lang. Darauf finden sich Namen wie Ulf Timmermann, Kugelstoß-Olympiasieger von 1988 oder Karen König, Schwimm-Europameisterin im Jahr 1985. Oder die Eisschnellläuferin Monique Garbrecht. Alle trainierten zu DDR-Zeiten für den zweitgrößten Ostberliner Sportverein um Titel und Ehre, immer in Konkurrenz zum von Mielke & Co. gepäppelten SC Dynamo Berlin. Nach der Wende änderte der 1963 gegründete TSC seinen Namen, denn ein TSC Berlin existierte bereits im Westteil der Stadt. Von da an also: Berliner TSC.
Jetzt ist der TSC zu neuen Ehren gekommen, genauer gesagt: seine Volleyball-Abteilung. Sie erhielt das Grüne Band für ihre Nachwuchsarbeit. „Das war ne freudige Überraschung nach drei misslungenen Versuchen“, sagt Trainer Michael Lenck in Anspielung auf die bisher nur mit Trostpreisen („Drei Sporttaschen oder so“) bedachten Bewerbungen. Nun fließen 5.000 Euro in die Kasse, spendiert von einer Bank und dem Deutschen Sportbund. Pro Jahr vergeben das Geldinstitut und der Sportbund die Auszeichnung an 60 Vereine, ausgewählt von einer fünfköpfigen Jury, in der auch die ehemalige Fechterin Cornelia Hanisch sitzt. Seit die Aktion 1987 ins Leben gerufen wurde, wurden rund 900 Vereine auserkoren. „Dort das Geld hingeben, wo es wirklich benötigt wird – an die Basis“, heißt es von den Mäzenen. Talentsichtung und gute Trainerarbeit regen den Geldfluss an. Und natürlich Erfolge.
An denen mangelt es dem TSC nicht, dessen Nachwuchs bereits im Boxen, Gewichtheben und Wasserspringen zwischen 1993 und 1996 grüne Bänder einheimste. Letztes Jahr gewann die männliche E-Jugend und C-Jugend die Meisterschaft, die D-Jugend belegte Platz zwei. „Wir arbeiten leistungsorientiert“, sagt Michael Lenck, und ein gewisser Stolz über die Elitenbildung schwingt in der Stimme mit. Mitglieder werden gesichtet, „aber“, schränkt Lenck ein, „heutzutage spielen Leute mit, die hätten früher nicht beim TSC gespielt“. Es sei schwieriger geworden, den Nachwuchs zu rekrutieren. Weshalb zu DDR-Zeiten bewährte Strukturen reaktiviert wurden – wie etwa Kontakte zu Schulen und Sportlehrern, um ein engmaschiges Netz zu knüpfen.
Die Kooperation mit dem Volleyball Club Olympia (VCO), der in der Nähe des TSC trainiert, ist wichtig für die Förderung. Der VCO ist eine Art Stützpunkt für Nationalkader, und zwei TSCler spielen bereits dort, zwei weitere kommen wahrscheinlich noch in diesem Jahr dazu.
Für die 150 Jugendlichen und Kinder der Volleyball-Abteilung sind sieben Trainer beschäftigt. Die meisten arbeiten ehrenamtlich, wie etwa Rainer Tscharke. Er gehörte 1970 dem DDR-Team an, das den WM-Titel gewann. „Der Verein hat nicht genügend Geld, weshalb überdurchschnittliche Spieler weggehen“, verweist das Gründungsmitglied des TSC nicht nur auf die unbefriedigende Finanzsituation, sondern auch auf den personellen Aderlass. Der beruht auch darauf, dass das Herren-Team in der wenig attraktiven Regionalliga spielt und finanzstärkere Westclubs gute Spieler abwerben. Mit der Grünen-Band-Prämie kann sich der TSC nicht sanieren, aber vielleicht hilft sie, dass sich ein Volleyballer doch in die Erfolgslisten schmettert. MARCUS VOGT