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Archiv-Artikel

Hoffmanns Vorstellungen

Vom Sport und der Finanzkrise: Die Spitze des Hamburger SV würde sich teure Neuzugänge gern von Investoren finanzieren lassen. Die sollen dann daran verdienen, wenn ein Spieler später mit Gewinn weitergereicht werden kann

Reden wir über Geld. Nicht das Geld, das wir nicht haben, sondern das Geld, das der HSV nicht hat. Wir reden also über andere Größenordnungen, über Fußball und Bernd Hoffmann, den Vorstandsvorsitzenden des Hamburger SV und seinen Versuch, die Profimannschaft zu verstärken – in Zeiten, in denen die Rahmenbedingungen düster sind. Der studierte Ökonom Hoffmann hat eine Idee entwickelt, die er „Anstoß[3]“ nennt: Sponsoren aus der Region sollen Spielertransfers mitfinanzieren. Man muss eben kreativ sein dieser Tage, um an Geld zu kommen.

Das Kartellamt hat gegen Pläne der Deutschen Fußball Liga (DFL) und Sirius, einer Firma des Medienunternehmers Leo Kirch, Einspruch eingelegt. Das Amt wollte der Zentralvermarktung durch die DFL nur unter der Bedingung zustimmen, dass weiterhin eine Bundesliga-Zusammenfassung samstags vor 20 Uhr im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen ist. Eines der zwei Modelle von DFL und Sirius sah jedoch eine Zusammenfassung nach 22 Uhr vor, um dem Pay-Sender Premiere mehr Abonnenten zu bescheren.

Ende Oktober schreibt die Liga die TV- und Medien-Rechte der Saison 2009 / 2010 erneut aus, Ende Januar 2009 sollen die nationalen Rechte verkauft sein. Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender der Bayern München AG, erwartet einen Erlös von 409 Millionen Euro. Das ist weniger als das, was Sirius garantiert hätte, und entspricht dem, was die DFL momentan bekommt – vor allem von Premiere (205 Millionen Euro) und ARD (97 Millionen). Vier, fünf Millionen werden dem HSV durch diese Entwicklung fehlen.

Hätte es mit Kirchs Sirius geklappt, hätte es mit Beginn der nächsten Saison ein Spiel am Freitag, fünf Spiele am Samstag und drei am Sonntag gegeben. Nun sind auch andere Modelle denkbar. Keiner weiß, ob die Fans da mitmachen.

Beim HSV-Marketing andererseits ist nicht mehr viel drin. Mehr Zuschauer als momentan geht auch nicht, das Stadion ist voll. Höhere Eintrittspreise sind kaum durchsetzbar. So schlägt Bernd Hoffmann „Anstoß[3]“ hoch. Die „[3]“ steht dafür, dass drei Investoren in einen Fonds einzahlen, aus dem die Ablösesumme für einen bestimmten Transfer finanziert wird. Der Investor erhält einen Teil der Transferrechte des betreffenden Spielers. Wird dieser weiterverkauft, erzielen die Investoren am Mehrerlös Renditen. Über einen Verkauf entscheidet nach wie vor der HSV. Wechselt der Spieler ablösefrei, ist das Geld weg.

Möglicherweise brachten Hoffmann die Erfahrungen, die der HSV bei den Transfers der Spieler Alex Silva und Thiago Neves machte, auf diese Idee. Die Rechte dieser Brasilianer lagen bei amerikanischen Investoren. Der HSV bekam die kompletten Transferrechte beider Spieler, allerdings würden eventuell erzielte Ablösesummen bei Silva nur zu 50 und bei Neves zu 80 Prozent beim HSV landen. Ohne diese Einschränkungen hätte der HSV sich diese Transfers nicht leisten können.

Hoffmann äußert sich zu seinen Vorschlägen mittlerweile nicht mehr. Als dies noch anders war, sagte er dem Hamburger Abendblatt: „Wir haben dieses Konzept entwickelt, das aus unserer Sicht nur in einer Stadt wie Hamburg umsetzbar ist – bezogen auf die wirtschaftliche Kraft, aber auch auf die Vernetzung zwischen HSV und der Stadt.“ Klar ist, der HSV will keine Spekulanten anlocken. Dem Lokalblatt erklärte Hoffmann außerdem: „Das ist auf jeden Fall eine Option für die Zukunft, die wir uns offen halten, wenn sich eine konkrete Chance bietet.“

Aus DFL-Kreisen ist zu hören, dass derartige Modelle denkbar sind. Spätestens, wenn es um die Lizenz geht, sehen die DFL-Juristen, wie viel HSV dem HSV gehört. ROGER REPPLINGER