Besser geölt als lackiert

Wer einen Holzfußboden haben will, sollte sich geöltes Fertigparkett in die Wohnung legen. Lackieren macht Ausbessern schwierig. Laminat wird zu Sondermüll

Geöltes Holz ist zwar leichter reparierbar, es braucht aber auch mehr Pflege

Parkett gehört wohl für die meisten zum Traum von einer edlen Wohnung. Freundliches Holz, nicht kalt an den Füßen und ohne die lästigen Spalten wie im Dielenboden, die mit der spitzen Düse leergesaugt werden müssen. Als billige Alternative kam vor einigen Jahren sogenanntes Laminat mit Parkettoptik auf den Markt. Doch nach den Erfahrungen des baubiologischen Fachhandels lohnt sich das nicht: Viele Kunden kämen nach einigen Jahren wieder, um sich echtes Parkett zu kaufen.

Das heftigste Urteil fällt Michael Fischer vom Baubüro, Fachhandel für Naturbaustoffe: „Landläufig versteht man unter Laminat Sondermüll.“ Mit viel Kleber werden Sperrholz- und Pressspanplatten sowie eine Holznachbildung auf Folie miteinander verleimt und lackiert. Das Ergebnis sieht fast so aus wie ein Parkettboden und soll unnachahmlich robust sein.

„Es ist zwar kratz- und beißfest, aber keine sehr angenehme Oberfläche“, sagt Brigitte Thomas vom Naturdepot. Es könne sich elektrostatisch aufladen, so dass der Kuss, den Sie Ihrem Liebsten im Sessel auf die Stirn drücken, in unerwünschter Weise elektrisierend wirken könnte. Fischer urteilt selbst in puncto Robustheit kritisch. „Das wird in der Werbung so dargestellt“, sagt er. Aber wenn Laminat etwa auf einer Fußbodenheizung verlegt wird, kann es seiner Erfahrung nach dazu kommen, dass es sich wellt. Überdies könne auch ein solcher Boden Kratzer kriegen, die kaum zu beseitigen seien. Denn ein Laminat-Boden kann nicht abgeschliffen werden, weil nichts da ist zum Abschleifen.

Anders sieht es bei Fertigparkett aus. Hierbei sind mehrere Parkettstäbe auf eine zweischichtige Unterkonstruktion aus Sperrholz und Faserplatte geklebt. Es wird in Form von langen Dielen verkauft, die wie Laminat aneinandergeklickt, -geklammert oder mit Hilfe von Nut und Feder verleimt werden können. Wer keine zwei linken Hände hat, könne das selbst machen, versichern die Fachhändler.

Um den Vorteil, echtes Holz als Deckschicht gekauft zu haben, nutzen zu können, raten sie davon ab, den Boden zu lackieren. Stattdessen empfehlen sie, ein Gemisch aus Öl und Kunstharz aufzutragen. Dann kann das Holz weiterhin Feuchtigkeit speichern oder abgeben und das Raumklima regulieren helfen.

„Geöltes Holz ist leichter reparierbar, aber pflegeintensiver“, sagt Matthias Buchholz vom baubiologischen Fachhändler Mordhorst. Er empfiehlt, den geölten Boden in den ersten vier Monaten alle 14 Tage mit Seifenlauge abzuwaschen, um ihn nachzufetten. Danach kann man es ruhiger angehen lassen. Das Eichenparkett des Rudolf-Steiner-Hauses am Mittelweg werde jeden Sommer mit Seifenwasser gut geputzt und sehe prima aus, sagt Brigitte Thomas.

Kratzer und Verfärbungen können bei geöltem Holz lokal ausgeschliffen werden, ohne dass das zu sehen wäre. Ein lackierter Boden müsste großflächig renoviert werden. Die Sorge, der geölte Boden könnte sich übermäßig abnutzen, ist Thomas zufolge unbegründet. Die Harze, die beim Ölen an der Oberfläche haften blieben, verhinderten den Abrieb.

Fischer empfiehlt, beim Kauf auf eine möglichst dicke, unbehandelte Holzschicht zu achten: Je dicker, desto öfter kann sie abgeschliffen werden. So halte auch geöltes Fertigparkett Jahrzehnte, verspricht er. Langlebigkeit und Qualität schlagen sich im Preis nieder: Laminat ist bereits für 15 Euro pro Quadratmeter zu haben, dünnes Fertigparkett für 30 Euro, und gutes ab 15 Millimeter Gesamtstärke kostet zwischen 40 und 100 Euro je nach Holzart und Sortierung.

Die edelste Lösung bleibt massives Parkett, das heute oft auf den Untergrund geklebt wird und von Fachleuten verlegt wird. Fischer geht noch einen Schritt weiter: Er würde das Massivparket verdeckt auf Leisten nageln lassen, um nicht die Ausdünstungen des Klebers ertragen zu müssen. Gernot Knödler