: Esoterikträume
Gunnel Mauritzson & Band im Radio Bremen Sendesaal
Blond war sie schon, aber nicht strohblond. Kurze Haare, rote Cordhose, enganliegender Pullover mit Rentiermuster auf den Ärmeln. Nichts, was glitzert oder schillert. Keine Spur von ABBA. Aber dafür schwedische Folk-Songs im Sendesaal von Radio Bremen.
Gunnel Mauritzson heißt die kleine, liebenswürdige und ruhige Bandleaderin, Mitte dreißig. Ihre Stimme ist kräftig, klar und hell, ihr Gesang melodisch. Mit extremen Glissandi erinnert sie oft an die Sängerin der „Cranberries“. Allerdings weniger aufgekratzt und grungig. Es sind eher gefühlvolle Lieder mit der Poesie längst vergangener Zeiten.
Moderne Eigenkompositionen entstanden aus den Wurzeln nordischer Kultur: Das sind keltische Klänge, gepaart mit Einflüssen aus Lettland, Norwegen oder Schottland. So erzählt Mauritzson meist von Sonnenaufgängen und Sternenhimmeln, vom Entdecken, Erwachen und Wiederfinden des Seelenlebens. Herzschmerz und musikalische Landschaftsmalerei pur. Esoterisch angehaucht durch schwebende Sounds und beruhigendes Geplingel, gekreuzt mit Kirchensingsang-Elementen und arienschrillen Tonhöhen. Kann man sich darin wirklich fallen lassen und wiederfinden?
Begleitet wird Mauritzsons von den Schweden Rickard Åström am Keyboard und Klavier, Hans Kennemark an Geige und Viola sowie Rogar Tallroth an Gitarre und Mandola. Für die muntere Truppe ist es die erste Deutschland-Tournee - anlässlich ihrer immer noch aktuellen CD mit dem Titel „Åter“. Dafür erhielt die Band 2001 von der „Schwedischen Gesellschaft für Popularmusik“ eine besondere Auszeichnung und weckte schließlich auch außerhalb der eigenen Landesgrenze Interesse.
Nun also auch im Sendesaal von Radio Bremen, wo die Musik gleich doppelt so schön klingt: mal melancholisch, mal tänzerisch fröhlich und stellenweise sogar orientalisch. Ja, das ist wie fliegen um die Welt und sich doch überall zu Hause zu fühlen.
Anja Damm