: Chance für den Weltfrieden
betr.: „Größte Friedensdemos aller Zeiten“, taz vom 17. 2. 2003
Na, Herr Minister Beckstein – haben Sie gut aufgepasst? Da hat die Berliner Polizei sich aber gewaltig verrechnet! Haben kalkuliert, dass 50.000 Demonstranten kommen, und nur 750 Beamte aufgeboten. Das war doch beinahe Harakiri, oder? In München waren eine Woche zuvor für die halbe Anzahl Demonstranten fast fünfmal so viele Polizisten aufmarschiert. Richtig sicher fühlt sich ein bayerischer Innenminister eh nur, wenn das Demonstrationsrecht 1:1 umgesetzt wird: ein Polizist auf einen Demonstranten!
Doch dann kamen 500.000 Leute nach Berlin, und dafür hätten Sie in München mindestens 50.000 Beamte gebraucht, mit schwerster Bewaffnung, wegen des krassen Unterzahlverhältnisses. Wahrscheinlich hätte das bayerische Innenministerium das amerikanische Außenministerium um Unterstützung angerufen! Und was passierte in Berlin? Nichts! Die Polizei war eine Quantité négligeable! Aber vielleicht waren die Autonomen so eingeschüchtert von der „bayerischen Linie“, dass sie es gar nicht bis Berlin geschafft haben … VOLKER FREYSTEDT, Wörthsee/Obb.
Ich bin ein Berliner! Thank you German people for your courage in standing tall against the warmongers in the US government.
JUSTIN McKENDRY, MD, San Francisco
Ich bin zurzeit als Austauschstudent an der University of Texas in Austin und verfolge sowohl die Protestbewegungen mit großem Interesse. Es ist beeindruckend, mit welchem Engagement und mit wie viel Kreativität viele Menschen für den Frieden kämpfen.
Letzten Samstag, am „internationalen Protesttag“, haben sich hier in Austin, dem früheren Amtssitz des ehemaligen Gouverneurs George W. Bush, zum wiederholten Male etwa 10.000 Menschen zusammengefunden und gegen die Pläne der US-Regierung demonstriert. Bereits im November hatte es Antikriegsaktionen in Austin gegeben. Nebenbei sei bemerkt, dass sich in New York rund 100.000 Menschen versammelten, von Los Angeles, San Francisco (150.000) und anderen Städten ganz zu schweigen.
Die Protestbewegung in den USA ist bemerkenswert und macht Mut. Die allgemeine Behauptung, das amerikanische Volk unterstütze unisono die Pläne der Bush-Administration, ist deshalb nicht zu halten. Ich sehe mit Befremden, dass sich im „Alten Europa“ etwas breit gemacht hat, was als „Antiamerikanismus“ bezeichnet wird. Es ist nicht hinzunehmen, dass ein Volk kollektiv für die umstrittene Politik ihrer Machthaber herhalten muss. Amerika mit seiner Vormachtstellung kann eben nicht nur eine Gefahr, sondern auch ein Chance für den Weltfrieden sein. Die Beispiele New York City und Austin/Texas zeigen, dass durchaus Hoffnung besteht und Potenzial da ist, für eine friedliche Lösung globaler Konflikte. TILMAN GABER, Austin, Texas
Ungeachtet der Sorgen, die viele New Yorker nach 9/11 haben – zum Beispiel gerade zum President’s Day am Montag etwa die Metro nicht benutzen und bei eisiger Kälte mit dem Rad zur Arbeit fahren –, erweist sich der mediale Kosmos in den USA als immerhin so vielfältig, dass auch Stimmen zu hören sind, die sich über die Einschränkungen durch den Terroralarm beklagen.
Aber man muss die Einschränkungen nicht immer wahrnehmen: Am ersten „Orange-Alert-Day“ habe ich die schwer bewaffneten Polizisten erst im Fernsehen dort gesehen, wo ich kurz zuvor noch gewesen war. Hysterie und Panik manifestieren sich so auch in Heiterkeit: Im Organic-Food-Market „Healthy Pleasures“ in der Nähe der New York University bildeten sich ungewöhnlich lange Schlangen. Hamsterkäufe? Ein Blick auf die Einkaufskörbe zeigte, dass immer nur eine Hand voll Artikel darin lagen. Dass im Konsumparadies USA so rasch alles ausverkauft sein sollte, wurde an den sonst vom Bezahlungsstress geprägten Kassen mit herzlichem Humor aufgenommen. HABBO KNOCH, zzt. New York