Sonnige Geduld

Kompliziertes Morgen-Ritual, illustriert aus Sicht eines Vierjährigen: Marie-Louise Gays „Guten Morgen, Theo“

Man könnte behaupten, dieses Buch sei ganz schlicht didaktisch. Erfände sich eine haarscharf an der Realität vorbei balancierende Geschichte zweier Geschwister, die das Problem morgendlichen Anziehens aufgriffe und sich im Übrigen auf seinen freundlichen Illustrationen ausruhe.

Allerdings, damit täte man Marie-Louise Gays Kinderbuch Guten Morgen, Theo – Fortsetzung der Sophie-Geschichten derselben Autorin – Unrecht. Denn die Geschwister bewältigen nicht nur das Morgenritual vom Aufwachen bis zum Aus-dem-Haus-Gehen. Sondern sie gehen den Akt durchaus mit Humor an, wobei wichtiger Protagonist der kleine Hund ist, der tobt, einen Strumpf wegschleppt und jedes Trödel-Spiel des Kindergarten-Kindes Theo bereitwillig mitmacht.

Die ein, zwei Jahre ältere Schwester Sophie ist – wenig realistisch, aber den letzten Rest heiler Kinderbuchwelt rettend – über die Maßen geduldig mit dem Kleinen. Und dass sie am Schluss selbst im Nachthemd nach draußen läuft, völlig geschafft durch die Bruder-Betreuung, beschert eine letzte krönendeSchmunzelsekunde. PS

Marie-Louise Gay: Guten Morgen, Theo, 32 S., 9,90 Euro, Hamburg: Carlsen-Verlag 2003