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Archiv-Artikel

Welle der Gewalt in Südthailand

Wieder Tote bei Anschlägen. Regierung und Opposition streiten über die Hintergründe

BANGKOK taz ■ In Südthailands Provinz Pattani sind gestern drei Polizisten durch zwei Bomben getötet worden. Zwei Beamte hatten versucht, einen vor einem Einkaufszentrum entdeckten Sprengsatz zu entschärfen. Eine andere Bombe tötete in einem Park einen weiteren Polizisten. Die tödlichen Explosionen setzten eine Reihe gewaltsamer Zwischenfälle fort: In der Nacht zum Sonntag hatten 60 Angreifer in der benachbarten, an der Grenze zu Malaysia gelegenen Provinz Narathiwat ein Waffenlager von Thailands Armee gestürmt und mehr als 100 Gewehre erbeutet. Bei dem Angriff starben vier Soldaten. Auch waren 21 Schulen in Brand gesteckt worden.

Die Regierung von Premier Thaksin Shinawatra hatte daraufhin das Kriegsrecht in den drei Provinzen Narathiwat, Pattani und Yala verhängt. Der hauptsächlich von Muslimen bewohnte Süden des ansonsten überwiegend buddhistischen Landes galt immer wieder als Brennpunkt muslimischer Separationsbestrebungen.

Nach dieser neuen Welle der Gewalt zeichnen sich innenpolitische Konflikte ab: Noch am Sonntag hatte ein Regierungssprecher einen terroristischen Hintergrund ausgeschlossen. Auch Vizepremier Chavalit Yongchaiyudh sprach von Banditen, die bloß Waffen stehlen wollten. Das Niederbrennen der Schulen sei ein Ablenkungsmanöver gewesen.

Die Opposition hingegen übte scharfe Kritik: Die Regierung habe die brenzlige Lage im Süden stets unterschätzt und separatistische Bewegungen als bloße Banditen abgetan, so der Berater der Demokratischen Partei und Expremier Chuan Leekpai in der Zeitung The Nation. Dass die Opposition den Finger genau in die Wunde legte, dürfte die Reaktion von Premier Thaksin zeigen: Er erklärte gestern, für die Anschläge vom Sonntag seien muslimische Separatisten der „Mudschaheddin“-Gruppe verantwortlich. Laut Nation fuhr er Innenminister Wan Muhamad Noor Matha wütend an, ob er sich dieser potenziellen Attacken nicht bewusst gewesen sei. Ein Armeesprecher bezeichnete die Gewalttaten gestern als schlimmste der letzten zwölf Monate. NICOLA GLASS