Staat lässt Geld über Chinas Banken regnen

Jeder fünfte Kredit ist faul. China muss seine Geldhäuser sanieren – die Konkurrenz aus dem Ausland wartet schon

SCHANGHAI/PEKING rtr ■ China hat zwei großen staatlichen Banken eine Kapitalspritze von 45 Milliarden Dollar gewährt. Die Staatshilfe wird von Analysten als ein großer Schritt zur Stabilisierung des unter schlechten Krediten leidenden Bankensektors der sechstgrößten Volkswirtschaft der Welt gesehen.

China habe seine Devisenreserven angezapft, um die Bank of China und die China Construction Bank mit frischem Kapital zu versorgen, sagte ein Sprecher der staatlichen Verwaltung. Die Mittel seien vor Ende 2003 bereitgestellt worden.

Der Schritt ist Teil einer geplanten Reform, in deren Zuge die Staatsbanken modernisiert werden sollen. Dies wurde mit dem jüngst erfolgten Beitritt des Landes zur Welthandelsorganisation (WTO) notwendig. Zu den Reformen gehört, den Bankensektor schrittweise für ausländische Wettbewerber zu öffnen. Auch die deutsche Regierung unterstützt China mit Expertise und Geld bei der Neuordnung der Finanzbranche. Anfang des Jahres hatten die Citibank und die britische Großbank HSBC als erste ausländische Banken bereits die Genehmigung zur Ausgabe von Kreditkarten in China erhalten.

Mit der Milliardenspritze soll nun der Weg der Banken für einen möglichen Börsengang geebnet werden. Die Bank of China plant nach eigenen Angaben den Börsengang 2005. Die China Construction Bank hat bereits Kontakt mit Investmentbanken aufgenommen, um ihren Börsengang zu begleiten.

Analysten begrüßten die Staatshilfe, da das chinesische Bankensystem durch hohe Not leidende Kredite an unwirtschaftliche staatliche Unternehmen gefährdet sei. Einige Analysten halten allerdings die Hilfe nicht für ausreichend, um den Sektor zu stabilisieren.

Die vier großen chinesischen Banken – die Bank of China, die China Construction Bank, die Industrial and Commercial Bank und die Agricultural Bank – kämpfen nach Schätzungen von Analysten mit schlechten Krediten in Höhe von umgerechnet 300 Milliarden Euro. Mehr als ein Fünftel der ausstehenden Kredite der vier Banken seien Not leidend, hieß es.

Der gesunde Zustand des Finanzsystems ist Analysten zufolge wichtig für die Fortsetzung des hohen Wachstumstempos der chinesischen Wirtschaft. Das Wirtschaftswachstum 2003 wird auf 8,5 Prozent geschätzt.

Chinas Devisenreserven beliefen sich nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Xinhua Ende 2003 auf gut 403 Milliarden Dollar.