: Brisant: Regierung noch im Amt!
Ein „Bild“-Bericht reicht. Schon redet die Hauptstadt über eine Kabinettsumbildung
BERLIN taz ■ Achtung, hier kommt eine aktuelle Meldung, wichtig und brisant. Bundeskanzler Gerhard Schröder, Finanzminister Hans Eichel und alle anderen Kabinettsmitglieder sind gestern ihrer Arbeit nachgegangen. Wie es aus Regierungskreisen hieß, gedenken sie das auch weiterhin zu tun.
Sie finden, das sei doch keine Nachricht? Stimmt. Doch Fernsehsender und Agenturen sendeten derartigen Meldungen gestern im Dutzend. Warum? Ein Bild-Bericht genügt. Schon reden alle über eine Kabinettsumbildung. „Das Boulevardblatt setzt die Themen“, hat der frühere Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye kürzlich bemerkt, „und alle anderen pfeifen mit.“
Da hilft es wenig, wenn der Kanzler dementiert und sagt: „Mehr als Verachtung kann man dafür nicht übrig haben.“ Kann man doch. Nichts lieben Journalisten mehr als Personalspekulationen. Was man braucht, ist nur ein Anlass. Der wurde von Bild geliefert: Sigmar Gabriel für Eichel, Olaf Scholz für Otto Schily und Florian Gerster für Ulla Schmidt (alle SPD). Nur Gerüchte. Zumindest bis zur Regierungserklärung am 14. März. Dann werde der Kanzler „zusammenfassen, was die Bundesregierung tut, und einen Ausblick geben darauf, was es noch zu tun gibt“, sagte sein Sprecher. Egal. Jedes Statement zum Personal sorgt sofort für neue Nachrichten. War es nicht auffällig, wie gereizt der Kanzler reagierte? Da muss doch etwas dran sein! Oder umgekehrt: Bis zum Nachmittag war von Otto Schily nichts zu hören! Sehr verdächtig! LKW