: Ansichtssache Irak
Die Friedensinitiative Weyhe war in Bagdad und gibt nun im Übersee-Museum einen Reisebericht in Wort und Bild
„Plötzlich fällt auf, dass keiner eine Einkaufstüte trägt“. Die Eindrücke der irakischen Hauptstadt lassen Detlev Quintern nicht mehr los. Nicht die Armut und nicht die Schönheit.
Für eine Woche hat er mit 31 Teilnehmern der Friedensinitiative Weyhe Bagdad bereist. Die vielen Bilder haben sich nicht nur in die Köpfe der Reisenden geprägt, sie haben sie auch mit ihren Fotokameras eingefangen. Eine Auswahl ist jetzt im Übersee-Museum zu sehen – knapp 40 Großformate auf farbigem Glanzpapier in einfachen Holzrahmen. Sie zeigen Moscheen und Marktplätze, missgebildete Kinder in Krankenhäusern, fröhliche und traurige Menschen im Alltag.
Doch die Fotos stehen nicht im Vordergrund der Ausstellung, sie sind nur Teil eines Reiseberichts der Friedenstouristen. In langen Texten informieren sie über das jahrtausendalte Kulturerbe des arabischen Staates und das UNO-Embargo, das vor zwölf Jahren nach dem Golf-Krieg verhängt wurde.
Die Hobbyfotografen berichten vom Einfuhrverbot von wichtigen Nahrungsmitteln und lebensnotwendigen Medikamenten, von der Vergiftung zahlreicher Trinkwasserbrunnen und Ländereien durch amerikanische und britische Streitkräfte und vor allem von den Folgeerscheinungen. Neben dem Gesundheitssystem sei auch das Bildungssystem im Irak zusammengebrochen, denn es fehle an Lernmaterial. „Wenn sie uns die Luft abschneiden könnten, würden sie das auch noch tun“, schimpften viele Iraker, wie Quintern erzählt.
Jetzt müssen die Iraker in vielen Lebensbereichen improvisieren, um ihre Existenz zu sichern. „Mit der Ausstellung möchten wir auf das leidgeprüfte Volk aufmerksam machen und eine Brücke des Friedens schlagen“, sagt der Reiseinitiator Sabry Ibrahim, ein gebürtiger Ägypter. Gebrochen sei die Bevölkerung aber nicht, sie stecke voller Hoffnung und Zuversicht, ohne militärische Absichten. „Irak ist nicht Saddam Hussein“, so Ibrahim. „Irak ist Irak“. Anja Damm
Die Ausstellung im Übersee-Museum ist täglich außer montags von 15 bis 18 Uhr geöffnet