Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Keine nennenswerten Premieren in dieser Woche, weshalb auf die Empfehlung von Vorhandenem sowie einiger Gastspiele zurückgegriffen wird. Da wäre Claus Peymanns Inszenierung von Brechts Drama „Die Mutter“, das am 15. Januar zum 85. Jahrestag der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht auf dem Spielplan steht. Zwar gehören die Stellen, wo Rosa Luxemburg (alias Therese Affolter) leibhaftig im Theater steht, eher zu den Schwächen des Abends, doch wird über weite Strecken amüsanter Brechtgenuss geboten. Im Deutschen Theater steht noch einmal Dimiter Gotscheffs Inszenierung von Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ auf dem Programm, die besonders wegen Christian Grashofs expressionistischer Darstellung des Handlungsreisenden sehenswert ist. Das Podewil beschwert sich per E-Mail bei den Journalisten über mangelnde Presseaufmerksamkeit, weswegen wir hiermit auf eine Ausstellung hinweisen möchten, die sich seit Samstag mit den Signalen der Kleidung befasst, mittels deren jeder Ort zur Bühne, jeder Mensch zum Darsteller werden kann. Kuratiert hat die Schau der israelische Künstler Dodi Reifenberg, der ein fein gebildetes Sensorium für die Welt der bunten Zeichen hat. Im HAU 1 rechnen der lettische Regisseur Alvis Hermanis und das Janis Teatris aus Riga in einer gefeierten Inszenierung von Gogols „Der Revisor“ mit vergangenen sozialistischen Zeiten ab, natürlich schonungslos, wie uns die Pressestellenprosa des Theaters wissen lässt. Unbedingt sehenswert auch Lindy Annis’ „Lady Hamiltons Attitüden“ im HAU 3: charmant, poetisch, schräg und schlau. Im Übrigen toben noch bis Donnerstag die Tanztage über die Bühnen der Sophiensaele. Letzter Höhepunkt: ab Mittwoch die sechste Ausgabe der Dance-Roads, ein Kooperationsprojekt junger internationaler ChoreografInnen.