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Archiv-Artikel

„Der Stellenabbau wird beschleunigt“

Uwe Foullong vom Ver.di-Bundesvorstand befürchtet Sparmaßnahmen der Banken zu Lasten von Angestellten und Kunden

taz: Sieht Ver.di eine Bankenkrise in Deutschland heraufziehen?

Uwe Foullong: Nein. Es gibt in Deutschland keine Liquididäts- oder Insolvenzprobleme wie etwa in Japan. Die schwache Konjunktur führt zu einer Ertragskrise, Panikmache ist aber unangebracht.

Welche Auswirkungen erwartet Ver.di auf die Arbeitsplatzsituation im Bankgewerbe?

Der Stellenabbau wird beschleunigt. Seit Anfang 2002 bis zum Ende dieses Jahres sollen allein in den vier Großbanken fast 30.000 Stellen abgebaut sein. Die Banken wollen radikal die Personalkosten senken – ein Einschnitt zu Lasten der Beschäftigten und der Kunden.

Erschöpft sich Ver.di in einer reinen Verweigerungshaltung, oder haben Sie Alternativen zum Kurs der Manager zu bieten?

Kostenmanagement muss sein. Aber eine intelligente Strategie setzt bei den Sachkosten an, insbesondere an den zu hohen EDV-Kosten. Durch Technikgläubigkeit wurden Fehlinvestitionen gemacht. Auch das Investmentbanking wurde zu teuer und unrentabel aufgebaut. Mit dem Personalabbau verschleudern die Banken ein hohes Wissenspotenzial. Wenn die Konjunktur anspringt, werden manche Banken zu mager sein, um zu wachsen. Die Bankkunden wollen überwiegend die persönliche Ansprache. Da ist die Konzentration auf Stellenabbau die falsche Strategie.

Die Qualität der Beratung stärken, die Nähe zum Kunden durch ein breites Filialnetz halten, die Beschäftigten im personengebunden Dienstleistungsgeschäft als Erfolgsfaktor und nicht als Kostenfaktor betrachten, neue Produkte und neue Geschäftsfelder entdecken – das wäre eine innovative Unternehmensstrategie, die auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten der kurzfristigen, hektischen Stellenabbaustrategie überlegen ist.INTERVIEW: HERMANNUS PFEIFFER