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Archiv-Artikel

Essen! Muss! Spaß! Machen!

Wir ernähren uns falsch. Dabei ist das doch eigentlich gar nicht so schwer – und darf auch lustvoll sein. Eine Sonderschau hilft uns auf die Sprünge. Im Einkaufswagen fängt alles an: Salz, Zucker und Bier müssen draußen bleiben. Meistens jedenfalls

Gerade viele Junge haben den Umgang mit Lebensmitteln nie richtig gelernt

VON VOLKER ENGELS

Die Deutschen essen zu viel, zu fett und dann auch noch das Falsche. Solche Ergebnisse ziehen sich wie ein roter Faden durch zahlreiche Untersuchungen. Als Folge falscher Ernährung bilden sich nicht nur ästhetisch bedenkliche Bäuche aus. Auch die Gesundheit gehört zu den Opfern falscher Ernährung. Nicht zu vergessen die Umwelt, die unter Produktion und Entsorgung von Lebensmitteln zu leiden hat.

Das soll sich ändern: Unter dem Motto „Gesunde Ernährung – Kluger Konsum“ veranstaltet das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft eine Sonderschau auf der Internationalen Grünen Woche (siehe auch Interview Seite III). Ziel der Sonderschau ist es, umfassend über eine gesunde, ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung zu informieren. Die Sonderschau will aber auch reichlich Tipps und Informationen rund ums Thema kluger Konsum und Einkauf geben.

„Kluger Konsum bedeutet, dass man schon beim Einkauf darauf achtet, was im Einkaufswagen landet“, erläutert Ursula Horzetzky. Verbraucher, die zum Beispiel Wert auf den Tierschutz legen, sollten auf Eier aus Freilandhaltung zurückgreifen, rät die stellvertretende Sprecherin des Verbraucherministeriums. Besonders ab April lohne ein Blick auf die Zutatenliste von Lebensmitteln: „Gentechnisch veränderte Bestandteile von Lebensmitteln müssen dann aufgelistet werden.“

Die vielfältigen Möglichkeiten zur gesunden Ernährung und zum klugen Konsum will die Sonderschau anhand praktischer Tipps vermitteln: „Gerade viele junge Menschen haben den Umgang mit Lebensmitteln nie richtig gelernt“, sagt Ursula Horzetzky. Dabei seien manche Hinweise, die auf der Sonderschau vermittelt werden sollen, doch recht einfach: „Brot am Stück bleibt länger frisch als Schnittbrot, ein Laib Käse hat weniger Fläche zum Schimmeln als Schnittkäse.“ Besucher können an „Einkaufrallyes“ durch die Halle teilnehmen und kluges Einkaufsverhalten üben. Kinder und Jugendliche üben beispielsweise, einen gesunden Pausensnack zusammenzustellen.

Getreu der Idee, dass sich Politik auch mit dem Einkaufswagen machen lässt, vermittelt die Sonderschau reichlich Informationen zum Thema fairer Handel. „Inzwischen sind fair gehandelte Produkte, die dem Erzeuger einen gerechten Preis garantieren, deutlich auf dem Vormarsch“, weiß die Ministeriumssprecherin. Besonders tief in die Tasche muss dafür heute niemand mehr greifen: „1,29 Euro für eine fair gehandelte Tafel Schokolade haut niemanden mehr vom Hocker.“

„Wissen – Balance – Genuss“ ist Hallenmotto und Leitfaden des täglichen Programms der Sonderschau. Ernährungsgewohnheiten sind ebenso Thema wie die Zusammenhänge mit einer gesunden und genussvollen Lebensführung. Im Kochstudio präsentiert der United Cook of Nature, Bernd Trum, täglich mehrmals, wie unterschiedliche Produkte gesund und schmackhaft zubereitet werden.

Was unter einer gesunden und ausgewogenen Ernährung zu verstehen ist, hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in 10 Regeln zusammengefasst. „Nach unserer Empfehlung gibt es keine ungesunden oder verbotenen Lebensmittel“, sagt Isabelle Keller, Sprecherin der DGE. Wichtig seien die richtige Menge, die Auswahl und die Kombination der Lebensmittel. Als Basis einer gesunden und ausgewogenen Ernährung sollten neben Kartoffeln auch Getreideprodukte dienen. „Verbraucher sollten beim Einkauf möglichst Vollkorngetreide auswählen, das reich an Mineral-, Ballaststoffen und Vitaminen ist“, rät die diplomierte Ernährungswissenschaftlerin. Gemüse oder Obst, das gesundheitsbewusste Verbraucher fünfmal am Tag essen sollten, runden einen klugen Speiseplan ebenso ab wie der tägliche Verzehr von Milch- oder Milchprodukten.

Zu deutlicher Zurückhaltung rät die DGE bei Fleischwaren und Eiern. Maximal 600 Gramm Fleisch pro Woche reichen völlig aus, den hungrigen Menschen ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen. Dafür sei „reichlich Flüssigkeit“ in Form von Wasser oder Früchtetees wichtig für den Körper. Bier gehört übrigens entgegen süddeutscher Lesart nicht zu den Lebensmitteln, die der Körper unbedingt braucht: Allenfalls „gelegentlich“ und in „kleinen Mengen“ sollte das alte Kulturgetränk konsumiert werden. Gleiches gilt für Salz und Zucker.

Um Fett zu vermeiden, sollten Gesundheitsbewusste oder auf einen wenig umfangreichen Körperbau Bedachte Gemüse dünsten oder den Fisch dämpfen. Auch bei verarbeiteten Lebensmitteln seien fettarme Produkte hilfreich: „Ein fettarmer, schön ausgereifter Käse, der rechtzeitig aus dem Kühlschrank genommen wird, schmeckt deutlich besser als ein Camembert, der kühl oder unreif ist“, meint die Sprecherin.

Preiswerte Lebensmittel seien unter ernährungswissenschaftlichen Gesichtspunkten in Ordnung. Wichtige Voraussetzung: Sie müssen frisch sein. „Auch der teuerste Brokkoli verliert seine Vitamine, wenn er eine Woche im Kühlschrank liegt“, weiß Isabelle Keller. Grundsätzlich gelte: Essen muss Spaß machen.