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Archiv-Artikel

Palastrevolte erledigt Zwischennutzerträume

Aus der Kreativbespielung wird nichts: Nach dem Willen der Bundesvermögensverwaltung sollen Terracottakrieger den Palast der Republik füllen

Ist es Zufall? Oder metaphorisches Ende? In den letzten Monaten vor dem geplanten Abriss im Januar 2005 soll eine Replik der berühmten Grabarmee des ersten chinesischen Kaisers den Palast der Republik bevölkern. Das bestätigte gestern Helmut John, Sprecher der Berliner Oberfinanzdirektion, die im Rahmen der Bundesvermögensverwaltung bundeseigene Immobilien wie den Palast vermarktet. In der Folge ist ein Streit zwischen der Vermögensverwaltung und der Initiative „Zwischenpalastnutzung“ entbrannt. Die entwickelt seit rund zwei Jahren Ideen und Konzepte zur kulturellen Nutzung der Sanierungsruine auf dem Schlossareal.

Vor wenigen Tagen hatte der Erfurter Veranstalter „Terra Präsenta“ den Zuschlag für die Bespielung des Gebäudes erhalten. Mit Zelt, 122 Tonkriegern und acht Terracottapferden tourte er bereits durch Mannheim und Frankfurt und will vom 1. Februar bis 15. Juli in Berlin gastieren. „Er hat ein baurechtlich und finanziell genehmigungsfähiges Angebot vorgelegt“, sagte John. Die Vermögensverwaltung unterscheide als Behörde nicht „zwischen guter und schlechter Kunst“ so der Sprecher. Die „Zwischenpalastnutzung“ will ihrerseits bereits vor längerer Zeit ein genehmigungsfähiges Angebot eingereicht haben

Der Verein, dem im Wesentlichen sechs Mitglieder angehören – darunter die Staatsoper, der WMF-Club und die Sophiensäle –, will nun wegen „Ungleichbehandlung“ die Rechtmäßigkeit der Vergabe juristisch prüfen lassen. Das bestätigte der Vizevorsitzende Philipp Oswalt gegenüber der taz.

„Hier trifft eine Behörde, die Immobilien verwaltet, kulturpolitische Entscheidungen“, kritisiert Oswalt. Er hält den Vertrag mit den Erfurtern für einen „Affront gegen den Kultursenator“. Dieser hatte erst Mitte Dezember zu einem Runden Tisch für die Zwischennutzung des Gebäudes geladen, an dem ausführlich über die Kriterien der Interimsbespielung debattiert worden sei, so Oswalt. Vergrätzt ist die Initiative darüber, dass in die symbolträchtige Ruine nun statt würdiger Kunst eine „kommerzielle Provinzausstellung“ einziehe. Wegen der aufwändigen Vorbereitungen sei es nicht mehr denkbar, dass die Kulturinitiative den Palast nach Abmarsch der Tonkrieger Ende Juli nutze: „Dafür lohnt der Aufwand nicht mehr.“ ADRIENNE WOLTERSDORF