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Archiv-Artikel

Märzwind zum Schnuppern

Die Lange Nacht der Frauen präsentiert auf insgesamt 7 Routen ihr Programm „UnSichtbare Frauen“. Politische Diskussionen und der Neuköllner Frauenball leiten den Frauenfrühling in Berlin ein

von LUCIA JAY

Lange Nächte sind in Berlin schon Institution geworden. Die Busse ruckeln auf vorgegebenen Routen von der Ausstellung am Ort A zur Diskussion am Ort B oder von Club zu Club. Heute Nacht findet zum zweiten Mal die lange Nacht der Frauen statt. Unter dem Namen „UnSichtbare Frauen“ soll die Sichtbarkeit der Frauen in der Öffentlichkeit präsentiert und hinterfragt werden. Auf insgesamt 7 Routen erhalten die Nacht-Teilnehmer von 18 bis 24 Uhr einen Eindruck von der Vielfältigkeit der Orte und Arbeiten Berliner Frauen.

Alle durften mitmachen, um Routenpunkt mit Bushaltestelle zu werden. Einzige Bedingungen: ein Angebot für die Nacht vorbereiten und bis 24 Uhr öffnen. Der Verein des Berliner Frauenfrühlings, die Initiatorinnen der Langen Nacht, bastelten daraus die Routen für die Märznacht. Dementsprechend umfangreich geriet das Programm. Neben dem Besuch historischer Orte der Berliner Frauenbewegung und einer großen Auswahl an kulturellen Vorführungen bietet die Lange Nacht der Frauen auch ein Forum für politische Fragen. Mit ihrer programmatischen Forderung „Die Hälfte der Politiker sind Frauen“ ruft die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) im Willy-Brandt-Haus auf, „sich einzumischen“.

Mechthild Rawert von der ASF sieht in der Langen Nacht eine Chance, ihre Themen aus dem Alltag in die Öffentlichkeit zu bringen. Vorträge nach festem Zeitplan soll es nicht geben. „Es soll keine Bequatschung stattfinden. Wir wollen, dass die Themen sich aus den Fragen der Teilnehmenden ergeben.“ Im Vordergrund steht die politische Arbeit der Frauen. Gesellschaftliche Themen wie die Frage nach der tatsächlich gelebten Gleichstellung in der Politik, aber auch aktuelle politische Stellungnahmen und das diesjährige Aktionsmotto „Frauen wollen Frieden“ stehen zur Diskussion.

Natürlich gibt es in der Frauen-Nacht allen Grund zum Feiern. Im Saalbau Neukölln bittet der traditionelle „Frauenball zu Neukölln“ zum Tanz. Ausschließlich die Damen! Das Frauenorchester Salome spielt ab 19 Uhr zum Standardtanz auf. Zwar sind die 240 Karten bereits ausverkauft, aber Teilnehmerinnen der Langen Nacht können mit ihrem Tour-Ticket einen Walzer oder Cha-Cha-Cha auf dem Neuköllner Parkett einlegen.

Die „UnSichtbare Frauen“-Nacht ist Auftakt zum schönen Frauenmonat März und Höhepunkt des Berliner Frauenfrühlings in einem. Christiane Hartmann-Kraatz vom Berliner Frauenfrühling e.V. glaubt, eine Lange Nacht sei eine ideale Möglichkeit, in Orte reinzuschnuppern, die normalerweise nicht allen zugänglich sind. „Im Jahr 2003 sind die Frauen in der Gesellschaft zwar sichtbar, ihre Orte und ihre Arbeit könnten aber um einiges sichtbarer werden.“