Geständnis des Lügenbarons

Der mutmaßliche Millionenbetrüger Jürgen Harksen räumte vor dem Landgericht ein, das Geld seiner Kunden nicht angelegt, sondern verpulvert zu haben

Finanzjongleur Jürgen Harksen hat gestern vor dem Landgericht ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er ist angeklagt, zwischen 1990 und 1992 drei Anleger um insgesamt 35 Millionen Mark geprellt zu haben. Er räumte ein, das Geld nie, wie den Kunden versprochen, in Skandinavien angelegt zu haben. „Ich habe es durch meinen verschwenderischen Lebensstil ausgegeben.“

Damals sei es zugegangen wie beim Lügenbaron Münchhausen: Die Gläubiger hätten ihm all seine Geschichten geglaubt. „Die Legenden waren äußerst abenteuerlich“, meinte Harksen. „Ich hatte keinerlei Broschüren oder Bilanzen. Ein grünes Dokument mit vielen Schreibfehlern drin, aber mit vielen Stempeln drauf,“ habe den Investoren als Sicherheit genügt. „Wenn diese Gier kommt, sie macht einen blind“, sagte Harksen über seine damaligen Kunden.

Schon als Jugendlicher habe er gewusst, dass er ohne Ausbildung nicht weit komme, erklärte der Legastheniker und ehemalige Sonderschüler. Deshalb habe er „verkaufen“ wollen und sich das selber beigebracht. Ende der 80er Jahre hatte Harksen die Kunden seiner Firma „Nordanalyse“ mit seinem luxuriösen Lebensstil und Profitversprechen von bis zu 1300 Prozent gelockt. Einer der Geleimten war Pop-Star Dieter Bohlen, der drei Millionen Mark gezahlt hatte. Harksen versicherte aber gestern, Bohlen seine Einlage zurückgezahlt und ihn darüber hinaus abgefunden zu haben. Bohlen habe angedroht, er mache ihn platt, wenn das Geld nicht komme. Vor Wut habe der Pop-Millionär in Harksens Büro in seinen Koffer gebissen – der sei aus Metall gewesen.

Mit seinem Geständnis entlastete der Angeklagte seine Ehefrau Jeanette Harksen. Sie soll für seine illegalen Geldtransfers ihre Konten zur Verfügung gestellt haben. Harksen sagte, sie habe den „Familienzusammenhalt“ gegeben: „Geschäftlich war sie nicht involviert.“ Der Prozess wird fortgesetzt. LNO/EE