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Archiv-Artikel

Gemeinsam lernen bereichert

betr.: „Eltern kämpfen für mehr Integration“, taz vom 30. 9. 08, „Protest auf der Endstation Sonderschule“, taz vom 29. 10. 08

Mein Sohn besucht als sogenannter Regelschüler seit Sommer 08 die erste Klasse der Integrativen Waldorfschule Emmendingen. Für ihn, wie auch für uns Eltern, ist es völlig selbstverständlich und bereichernd, zu erleben, wie er zusammen mit Kindern mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen darf. Schon nach wenigen Wochen ist deutlich geworden, wie alle Kinder (und auch Eltern) voneinander profitieren. Umso größer ist das Befremden, welches die Vorgänge rund um die Genehmigung der Schule bei mir wie auch innerhalb der Gesamtelternschaft ausgelöst haben.

Die Argumentation vonseiten des Kultusministeriums offenbart ein völlig undifferenziertes und verhärtetes Denken, das sich an festen Strukturen festhält und Realitäten nicht anerkennen will. Vokabular aus der Wirtschaft wird lapidar als Messlatte eingeführt, die die Schule nicht erreicht habe. Wie kann im Umgang mit Kindern von einem „Mehrwert“ gesprochen werden? Wer kann sich anmaßen, dies zu messen, was sich ein Kind an unterschiedlichsten Fähigkeiten aneignet, was sich zwischen den Kindern sowie zwischen Kindern und Lehrern bildet? Warum wird versucht, auf künstliche Art und Weise eine Konkurrenzsituation zwischen diesen verschiedenen Schulformen zu bilden,die es in der Realität überhaupt nicht gibt? Jede hat ihre Berechtigung und Qualitäten. Warum soll verhindert werden, dass Eltern die ihren Kindern entsprechende Schulform wählen können?

Es bleibt zu hoffen, dass es bei den Verantwortlichen doch noch zu einer Umkehr im Denken und Handeln kommen wird und die Schule in ihrer bisherigen, gewachsenen Form wird fortbestehen können, um Kindern mit und ohne Behinderung auch weiterhin den nötigen Raum für ein gemeinsames Lernen bieten zu können.

RALF BARON-ISBARY, Waldkirch

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