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Archiv-Artikel

Für Tulpen hätten die USA den Krieg nicht begonnen

Zwei in Hamburg lebende Amerikaner sprechen über ihre Sorgen, mögliche Gefahren und ein gutes schlechtes Beispiel

Gregory Beck stammt aus Arkansas, „der Heimatstadt Clintons“. Er wohnt seit mehr als 25 Jahren in Hamburg und ist mit einer Deutschen verheiratet. Wenn Beck „bei uns“ sagt, meint er die USA. Er trägt ein Jeanshemd, eine Lederweste, seine grauen Haare sind zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.

„Der Krieg bedeutet, dass die Diplomatie versagt hat“, erklärt er, und: „Ich kann vielleicht verstehen, warum es Krieg gibt, aber das heißt nicht, dass ich ihn gut finde.“ Das Problem sei, dass die Amerikaner es nicht geschafft haben, ihre Gründe für den Krieg an die anderen Nationen zu vermitteln. Deshalb haben sich Deutschland, Frankreich und andere Staaten distanziert, weswegen die Staatengemeinschaft nicht genügend Druck auf Saddam Hussein ausüben konnte. Nur ein Weg, den aktuellen Krieg zu verstehen. „Die Amerikaner haben Gründe. Irak ist eine Gefahr in einer instabilen Region. Für Bush ist das Land ein gutes schlechtes Beispiel,“ sagt der Mann, der diesen US-Präsidenten nicht gewählt hätte.

Wenn Beck mit seinen deutschen Freunden diskutiert, die von „Dummheit der Amerikaner“ sprechen, muss er die Politik seiner Landsleute erklären und verteidigen. Ein Freund in Amerika hat sich bei ihm über die deutsche Haltung zum Irak-Krieg beschwert. „Eine Frage, die ich mir stelle, ist: Wenn Bush jetzt die Uno ignoriert, schadet er ihr wirklich damit? Oder zeigt er der Welt nicht vielmehr: Wenn sich jemand nicht an die UNO-Resolutionen hält, wird er bestraft?“ Es sei sehr gut gewesen, dass Bush sich überhaupt an die UNO gewandt hatte.

Dr. Laura Katzman kommt aus der Nähe Washingtons, ist Professorin an dem „Randolph-Macon Woman‘s College“ und seit September 2002 als Gastprofessorin für ein Jahr an der Uni Hamburg. Sie ist froh, zur Zeit in einem „pazifistischem Land“ zu sein und ist stolz auf Länder wie Frankreich, Russland oder eben Deutschland. Auf Länder, die klar ihre Meinung sagen. „Fragen, vergleichen, kritisch sein. Darauf kommt es an.“ Für Laura Katzman trifft das auf US-Amerikaner derzeit kaum zu. „Sie müssen endlich begreifen, dass es auch Andere auf der Welt gibt. Meistens denken sie, dass sie das Zentrum der Welt sind.“ Ihrer Meinung nach will die US-amerikanische Regierung in diesem Krieg ihre Macht beweisen. Bush benutze die Ängste der Menschen nach dem elften September, um einen Krieg zu legitimieren, der unsinnig sei. „Er und seine Leute verstehen es, das Volk zu überzeugen. Hinzu kommen die Medien. Über Demos in den USA wird da kaum berichtet. Nur der große Feind Hussein ist immer da.“ Mit ihren Studierenden spricht sie oft über ihre Ansichten. Darüber, dass sie Angst vor zunehmendem Terror hat und darüber, dass auch Teile der US-amerikanischen Bevölkerung kritisch gegen den Krieg argumentieren. „Die Studierenden können kaum glauben, dass es auch in den USA eine große Bewegung dagegen gibt.“ Einige US-Bürger dürften Katzman mangelnden Patriotismus vorwerfen. „Meiner Meinung nach muss man das trennen. Die USA und ihren Präsidenten, der kein großer Denker ist.“ Sie versucht, diplomatisch zu sein.

„Ich glaube, wenn der Irak als wichtigstes Gut Tulpen hätte, wären die USA nicht in den Krieg gezogen.“ LG/AH