Ab die Post statt Ex und Hopp

Selbst schrauben ist bei modernen Geräten oft sinnlos – nicht einmal das Gehäuse lässt sich öffnen. Auch nach Ablauf der Garantiezeit kann es aber lohnen, kaputte Maschinen an den Hersteller zu schicken: Manchmal werden sie sogar repariert

taz ■ Reparieren ist out. 57.000 Tonnen Elektro-Kleingeräte landen in Deutschland jedes Jahr im Müll. Manche sind so billig, dass sich eine Reparatur nicht lohnen würde. Andere sind so konstruiert, dass sie mit gängigem Werkzeug nicht repariert werden können, für wieder andere gibt es keine Ersatzteile. Und schließlich gibt es solche, die im Müll landen, weil ihre EigentümerIn denkt, sie könnten ohnehin nicht repariert werden. Das aber ist ein Irrtum: Zumindest die Marken-Hersteller bieten Reparaturdienstleistungen zu Festpreisen an – auch wenn die Händler das gerne unterschlagen. Für die nötigen Ersatzteile, die die Firmen nur begrenzt vorhalten, ist eine bundesweite Datenbank in Vorbereitung.

Besonders hilflos fühlt sich der Kunde, wenn ein schlichtes Gerät wie ein Wasserkocher seinen Geist aufgibt, das mit dem Lötkolben oder einer Kabelklemme zu flicken wäre, aber nicht geöffnet werden kann. Die Hersteller haben sich Schrauben einfallen lassen, die lediglich zu-, aber nicht aufgedreht werden können oder zwei kleine Löcher statt eines Schlitzes haben. Es soll Hobby-Bastler geben, die sich passende Schraubendreher zurechtgefeilt haben.

Die Firma Philips erklärt die merkwürdigen Schrauben zum einen mit „sicherheitsrelevanten Anforderungen der internationalen Normen“. Außerdem würden sie bei „Produkten der untersten Preisklasse“ verwendet, die im Falle einer Reklamation ersetzt werden. Teurere Geräte werden von Haushaltsgeräte-Herstellern wie Philips, Bosch und Krups, aber auch von Unternehmen der Unterhaltungselektronik repariert. Einige von ihnen bieten nach Ablauf der Garantiefrist – seit einem Jahr sind zwei Jahre gesetzlich vorgeschrieben – Festpreise für die Reparatur bestimmter Gerätemodelle an.

Auf der Website von Sony etwa finden sich lange Listen mit den maximalen Reparatur- bzw. Umtauschpreisen für die verschiedenen Modelle. Der Krups-Kundendienst beginnt bei einem Gerätepreis von etwa 50 Euro mit dem Reparieren. Billigere Apparate werden umgetauscht. „Einsenden lohnt sich immer“, sagt Kundendienstleiter Siegfried Baumunk. Die nötigen Adressen und Telefonnummern müssten auf dem Garantiezettel stehen.

Im Handel erfahren die Kunden allerdings selten etwas über diese Möglichkeiten: Als die Verbraucher-Zentrale Nordrhein-Westfalen vor zwei Jahren 40 Händler nach den Reparaturpreisen für Wasserkocher, Kaffeemaschinen und Toaster bekannter Hersteller fragte, verwiesen nur zwei auf die günstigen Angebote der Hersteller. Dabei hatten die Produzenten versichert, sie gäben ihre Reparaturpauschalpreise an die Händler weiter.

Die Chance, dass ein Gerät repariert werden kann, sinkt mit seinem Alter. Für fünf bis zehn Jahre alte Geräte bieten Marken-Hersteller Ersatzteile an. Wer an einem älteren Gerät hängt – sei es aus ökologischen, ästhetischen, technischen oder sentimentalen Gründen –, für den bastelt das Hamburger Institut für Produktdauer-Forschung (IPF) an einer Lösung. IPF-Chefin Christine Ax plant eine bundesweite Datenbank für Ersatzteile aus der Unterhaltungselektronik. Ihrer Ansicht nach würde sich das betriebs- und volkswirtschaftlich lohnen. Nach Berechnungen des IPF können in Deutschland jährlich 140.000 Radios, CD-Spieler und Fernseher nur deshalb nicht repariert werden, weil keine Ersatzteile dafür verfügbar sind.

Gernot Knödler