Karl Gorath ist tot

Der Homosexuelle aus Bremerhaven wurde wegen seiner Neigung zu Nazi- wie zu BRD-Zeiten verfolgt

taz ■ Karl Gorath ist in der vergangenen Woche im Alter von 91 Jahren in Bremerhaven gestorben. Der Lebensweg Goraths zeige „exemplarisch, wie das NS-Regime Homosexuelle verfolgt hat und mit welchen Mitteln die strafrechtliche Verfolgung in der jungen Bundesrepublik Deutschland fortgesetzt worden ist“, erklärte Jörg Hutter vom Schwulen- und Lesbenzentrum im Bremischen Beirat für vergessene Opfer des NS-Regimes in einer Mitteilung vom vergangenen Samstag.

Die Odyssee des am 12.12.1912 geborenen Karl Gorath begann 1939 mit seiner Verhaftung und Verurteilung wegen „widernatürlicher Unzucht“. Nach Verbüßung der Haftstrafe in der Strafvollzugsanstalt Celle folgte polizeiliche Vorbeugungshaft im Konzentrationslager Neuengamme, danach Deportation nach Auschwitz. Im Januar 1945 wurden die Gefangenen nach der Räumung des Lagers in das Konzentrationslager Mauthausen verschleppt. Von dort ging es bis Kriegsende weiter nach Ebensee im Salzkammergut. Dort überlebte Gorath die Ruhr nur Dank des Einsatzes eines französischen Arztes.

1947 wurde er wegen des gleichen „Deliktes“ nach dem selben, von den Nationalsozialisten verschärften Strafgesetz und sogar vom selben Richter erneut zu einer Gefängnisstrafe verurteilt – eine Strafe, die er bis zu Ende abgesessen hat. „Ich wollte keine Gnade – weder von diesem Staat, noch von dieser Justiz“, sagte Gorath einmal in einem Interview.

Als Vorbestrafter folgen Arbeitslosigkeit und eine Rente, die unterhalb des Sozialhilfesatzes lag. Anträge auf Entschädigung lehnten die Behörden stets ab. Erst Dank des 1989 installierten Bremischen Härtefonds für sogenannte „vergessene Gefangene“ hat Gorath eine monatliche Unterstützungszahlung erhalten.

Die Trauerfeier findet statt am Freitag, dem 28. März 2003, um 14.00 Uhr in der Kapelle der Luise Schlange Bestattungen, Adolf-Butenandt-Straße 2, Bremerhaven