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Archiv-Artikel

Birmas mutiger Blogger

Birmas Militärjunta kennt keine Gnade. Diese Erfahrung hat jetzt auch Nay Myo Kyaw machen müssen. Der 28-jährige Computerfreak und Betreiber mehrerer Internetcafés in Birmas größter Stadt Rangun ist am Montag zu 20 Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. Sein Verbrechen: Unter dem Namen Nay Phone Latt hatte er in seinem Internetblog www.nayphonelatt.blogspot.com in Romanform die Lebensbedingungen in seinem von den Generälen heruntergewirtschafteten Land beschrieben. Auch hatte er eine Karikatur von Juntachef Than Shwe veröffentlicht.

Da die von den Militärs im August 2007 verordneten drastischen Preissteigerungen zu regimekritischen Massenprotesten geführt hatten, ist die bloße Beschreibung der Auswirkungen von Inflation und permanenten Stromausfällen brisant. Die Junta zeigte bereits mit der Sperrung des im Land ohnehin stark kontrollierten Internets während der Proteste, dass sie die Möglichkeiten des Netzes fürchtet. Dabei haben im verarmten und technisch rückständigen Birma nur relativ wenige Menschen überhaupt Zugang zum Netz.

Am 29. Januar dieses Jahres wurde der Blogger festgenommen, der auch Mitglied in der oppositionellen Nationalen Liga für Demokratie der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ist. In der Praxis der Junta sah das so aus, dass Nay erst mal für acht Tage spurlos verschwand. Seine Mutter Aye Aye Than machte sich vergeblich auf die Suche nach ihm. Mehrere aufgesuchte Polizeiwachen und das Innenministerium behaupteten ihr gegenüber, nichts über Nays Aufenthalt zu wissen. Acht Tage später tauchte er dann in Ranguns Insein-Gefängnis wieder auf, das als Kerker für politische Gefangene berüchtigt ist. Als er dort im Juli wegen Gefährdung der Staatssicherheit und Versto- ßes gegen die strikten Publikations-, Elektronik-, TV- und Videogesetze angeklagt wurde, hatte er nach Angaben seiner Mutter bereits sieben Kilo an Körpergewicht verloren. Zudem litt der Brillenträger an Augenproblemen. Berichten nach soll er in Zelle Nr. 2 inhaftiert gewesen sein. Dieses Verließ ohne Licht und Bettdecke soll das schlimmste des Gefängnisses sein und ist normalerweise Todeskandidaten vorbehalten.

Nach Angaben seiner Mutter wurde Nay in dem Verfahren auch zur Last gelegt, ein verbotenes Video zu besitzen. Weder sie noch sein Anwalt durften im Prozess anwesend sein. Sein Anwalt landete wegen Kritik an dem Verfahren selbst im Gefängnis. Mit Nay wurden noch vier andere NLD-Mitglieder und der Dichter Saw Wai verurteilt. Sie erhielten Haftstrafen von etwa zwei Jahren.

SVEN HANSEN

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