: Auch die Geister werden Profis
Die Veranstalter des Kölner Geisterzugs haben sich für die Organisation professionelle Unterstützung gesucht. In diesem Jahr zieht die närrische Alternative durch Ehrenfeld
KÖLN taz ■ Der Geisterzug, die närrische Alternative zu den offiziellen Karnevalsumzügen, professionalisiert sich: Für die Organisation der Abschlussparty arbeitet der Verein „Ähzebär un Ko e.V.“ dieses Jahr erstmals mit einem „richtigen Partner“ – der Live Music Hall (LMH) – zusammen, erklärte Vereinssprecher Uwe Schmitt gestern. Erstmals wird der Verein dieses Jahr den Geisterzug mit 1.000 Plakaten und 5.000 Flyern bewerben. Mit der Professionalisierunghofft Schmitt mehr Leute anzusprechen und den Zug endgültig als Teil des Kölner Karnevals zu etablieren.
„Wir haben jedes Jahr Probleme, die Kosten von rund 15.000 Euro für Absperrungen und Ordnungskräfte zusammen zu bekommen.“ Ein Drittel des Betrags steuern Stadt und Festkomitee Kölner Karneval mit je 2.500 Euro bei. Für den Restbetrag ist man auf Spenden angewiesen, die in dieser Session erstmals auch bei den „Fatal Banal“-Sitzungen in Ehrenfeld gesammelt werden sollen. Bislang hatte der Verein immer bei der Stunksitzung für den Geisterzug geworben, aber „die hatten dieses Jahr wohl keinen Platz für uns“, vermutet Schmitt.
Auch sonst suchen die Geisterzügler nach neuen Wegen der Finanzierung: „Es wäre schön, wenn auch die Kioske entlang des Zugwegs, die ein Riesengeschäft machen, uns einen Teil ihrer Einnahmen abgeben würden“, appelliert Schmitt an die Geschäftsleute. Aber auch die LMH werde „je nach Zuschauerzahl einen bestimmten Betrag“ an den Verein weitergeben, erklärte Betreiber Micky Pick
Der Weg des Geisterzugs führt am Karnevalssamstag, 21. Februar, von der Piusstraße in Ehrenfeld auf 2,5 Kilometern bis zur Lichtstraße, wo ab 20 Uhr das Abschlussfest mit neun Bands – von Rock über Samba, Guggenmusik bis zu westafrikanischen Rhythmen – stattfindet. Zusätzlich gibt es in der LMH sowie im Underground und Lichtblick Partys, wobei die beiden letzteren zumindest musikalisch karnevalsfreie Zone sein werden.
Neu am Geisterzug 2004 ist auch ein Wettbewerb um den Titel der „drei allerschönsten Geister Kölns“. Die sollen am 16. Mai auf einem kleinen Fest – „höchstwahrscheinlich“ im Lichtblick – prämiert werden, erklärt Schmitt. Dafür bewerben können sich alle Jecken mit einem Foto, das bis 31. März eingesandt werden muss.
Trotz der Neuerungen soll an der Idee des Geisterzugs als einer für alle offenen, kostenlosen, „echten“ Straßenkarnevalveranstaltung nicht gerüttelt werden, betont Schmitt. Dass der Zug seinem politischen Ursprung treu bleibt – der erste Geisterzug fand 1991 während des zweiten Golfkrieges als Antikriegsdemo statt – soll auch das Motto verdeutlichen: „Reforme un Sozialavbau dun wieh, ävver uns zwing keine in de Knie!“ Susanne Gannott