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Archiv-Artikel

SLOWENIEN WIRD GERNE DER EU, WENIGER GERNE DER NATO BEITRETEN Hauptsache Mitgliedschaft

Jetzt haben sie sich offen für das Ziel entschieden, das sie schon lange erreichen wollten. Die 90-prozentige Mehrheit unter den Slowenen zeigt, wie wichtig ihnen die Mitgliedschaft in der EU ist. Zugleich geben sie ihre Bereitschaft zu erkennen, die erst vor einem Jahrzehnt gewonnene nationale Souveränität wieder zu Gunsten eines größeren staatlichen Gebildes aufzugeben. Es ging eben bei der Unabhängigkeit von Jugoslawien vor elf Jahren vor allem darum, einem undemokratischen, aus Serbien dominierten Zwangszusammenhang zu entfliehen. Slowenien hat umgesetzt, was schon der damalige Präsident Milan Kucan voraussagte: Das wichtigste Ziel des Landes sei, Teil eines modernen, demokratischen Europas zu werden.

Opportunisten sind die Slowenen nicht. Sie schielen nicht auf Subventionen. Im Gegenteil, mit ihrer florierenden Wirtschaft werden sie mehr zahlen, als sie von Brüssel erhalten. Doch wichtiger als alles andere ist das Symbol der Mitgliedschaft – und der EU-Pass für alle. Er bedeutet die Abkehr vom Balkan. Und wenn zur Ankunft im Westen auch noch der Eintritt in die Nato erforderlich ist, dann stimmt man eben auch noch dafür.

Die Nato hat deutlich weniger Ja-Stimmen erhalten. Dies deutet in doppelter Weise auf die Pro-Europa-Tendenz. Slowenien fürchtet nicht unbedingt die Dominanz der USA. Doch der Irakkrieg hat ein Drittel der Bevölkerung zögern und sogar mit Nein stimmen lassen. Sie will weiterhin über das eigene Schicksal bestimmen. Ohnehin gibt es auf der „sonnigen Seite der Alpen“ viele, die am liebsten ganz auf eine Armee verzichten möchten.

Das Votum ist umso bedeutsamer, als es in eine Zeit fällt, in der das Europa der EU zerstritten ist und die Nato sich in einer Zerreißprobe befindet. Die Abstimmung in Slowenien kann der EU auf die Sprünge helfen. Denn sie zeigt, dass die Integration noch immer attraktiv ist. Das Referendum wird deshalb auch seine Wirkung in anderen Beitrittsländern nicht verfehlen – und soll jetzt, Hauptgrund für seinen frühen Zeitpunkt, vor allem auf so unsichere Kandidaten wie Polen und Tschechien ausstrahlen. Zumindest in den kleinen und aufstrebenden baltischen Staaten wird die positive Botschaft beflügeln. ERICH RATHFELDER