Hausbesuch vor Heimsuchung

Zwei Monate nach seiner Gründung wird das „Familieninterventionsteam“ personell verstärkt. Polizei hat bereits 500 „auffällige“ Jugendliche gemeldet

Das „Familieninterventionsteam (Fit)“ ist überlastet. In vielen Fällen können die dort tätigen PädagogInnen nicht innerhalb der geforderten Fünf-Tages-Frist die Familien von Jugendlichen aufsuchen, die dem Fit von der Polizei als auffällig gemeldet worden sind. Das wird deshalb kurzzeitig personell verstärkt, bestätigte gestern Sozialbehördensprecherin Anika Wichert auf Nachfrage der taz.

Das Fit ist Anfang des Jahres parallel zur Eröffnung des geschlossenen Heimes für Jugendliche in der Feuerbergstraße gegründet worden. Dort meldet die Polizei Jugendliche, die vor allem durch Straftaten aufgefallen sind. Bisher sind rund 500 Meldungen eingegangen. Die PädagogInnen des Fit entscheiden dann über das weitere Vorgehen. Nicht so schwerwiegende Fälle werden an die sozialen Dienste der Bezirke abgegeben. Bei den übrigen entscheidet das Fit auch darüber, ob die Einweisung ins geschlossene Erziehungsheim beim Familiengericht beantragt werden soll.

Um diese Entscheidung treffen zu können, müssen die PädagogInnen zuvor zum „Hausbesuch“ zur Familie des Jugendlichen, um sich auch ein Bild von dessen sozialen und familiären Umfeld machen zu können. Dafür gibt es eine Frist von fünf Tagen. Und die reicht oftmals nicht aus.

„Da es das Fit erst seit Mitte Januar gibt, ist noch nicht abzuschätzen, ob sich nur zurzeit so viele Fälle anhäufen oder es über das ganze Jahr so hohe Fallzahlen geben wird“, erklärt Behördensprecherin Wichert, warum das Personal im Fit zunächst nur befristet aufgestockt werden soll. Eine der sechs PädagogInnen des Teams hat ihren Job bereits wieder aufgegeben.

Das geschlossene Heim in der Feuerbergstraße hat seit seiner Eröffnung vor allem durch die Ausbrüche fast aller bisher eingewiesener Jungen von sich reden gemacht. Zuletzt waren am 11. März zwei Jugendliche ausgerissen. Drei Tage später griff die Polizei sie im Einkaufszentrum Farmsen wieder auf, wo sie sich mit anderen polizeibekannten Jugendlichen aufgehalten hatten. Zurzeit sind vier Jugendliche in der Ohlsdorfer Einrichtung untergebracht. ELKE SPANNER